Aus seinem Werk Das Problemkind (1926) stammt Neills grundlegende Kritik
an einer auf >>Moral<< basierenden Erziehung, die Kinder >>schwierig<<
macht. Aus der Achtung vor dem Kind ergeben sich Grundzüge der Summerhill-Pädagogik
wie freiwillige Teilnahme am Unterricht, die Einzelgespräche und das >>self-government<<
der gleichberechtigten Kinder und Lehrer. Im Gegensatz zur auch in England
verbreiteten Reformpädagogik von Maria R Montessori ist das Spielen in
Summerhill kein didaktisch instrumentalisiertes Mittel zum Zweck, sondern
Ausdruck von Kreativität. Die humoristischen Erfahrungsberichte lassen
- nicht zuletzt stilistisch - den prägenden Einfluss des vielseitig künstlerisch
begabten Psychologen und Pädagogen erkennen.
Das Thema Bienen ist heute in aller Munde. Wer aber sind die Imker? Ulla Lachauer, für ihre Reportagen vor allem über Osteuropa viel gerühmt und preisgekrönt, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Regionen Europas bereist und mit Imkern gesprochen. Der Bogen ihrer Erkundungen ist weit gespannt: von der Ostseeinsel Gotland über die Lüneburger Heide bis in den Schwarzwald, von den Pyrenäen bis Ljubljana, vom böhmischen Isergebirge bis ins russische Kaliningrad. In vierzehn Porträts passionierter Imker wird das Buch zu einem Seismographen für den Zustand unserer Welt.
Camus geht in seinem Essay von keiner geringeren als der Frage nach dem
Sinn des Lebens aus. Er stellt sie denkbar radikal als die Frage, ob der
Selbstmord angesichts einer sinnlosen Welt nicht die einzig aufrichtige
Konsequenz sei. Der endliche Verstand des Menschen verzweifelt an der Unmöglichkeit,
einen umfassenden Sinn zu erkennen - dies bedeutet für Camus das Absurde.
Weil er aber dem Menschen und seinem Schicksal treu bleiben will, verbietet
er sich jede Ausflucht in Mystik oder Glauben. Der absurde Mensch bejaht
die Existenz in ihrer ganzen Sinnlosigkeit. Daraus erwachsen Stolz und
Mut. Wo keine Versöhnung mehr möglich ist, gilt es, das Leben und seine
Mannigfaltigkeit >>auszuschöpfen<<. Quantität und Intensität bewussten
Erlebens gehen über die Qualität, wie sie in herkömmlichen Ethikkonzeptionen
zentral ist. Die einzige Würde seiner Existenz findet der Mensch in seiner
Freiheit und seiner stolzen Auflehnung. So wird Sisyphos zum >>Helden des
Absurden<<: Er rebelliert gegen die Götter, die ihn strafen wollten, und
macht sein Schicksal zu seinem eigenen.
Lucys Leben gleicht einer Sackgasse: kein Job, keine Wohnung und ein verlogener Ex. Deshalb ergreift sie ohne zu zögern die Chance, für eine befristete Stelle als Hotelmanagerin nach Island zu ziehen. Doch das idyllische Hygge-Hotel birgt unerwartete Probleme: Schafe im Whirlpool, technische Schwierigkeiten und vermeintliche Fabelwesen, die ihr Unwesen treiben. Und dann ist da auch noch Alex, der schottische Barmann mit den dunklen Augen, der Lucys Herz schneller schlagen lässt. Doch ist Alex, wer er zu sein vorgibt?
Ein den Mitmenschen und der Außenwelt entgegengebrachtes, sich steigerndes
Ekelgefühl veranlasst den Gelehrten Antoine Roquentin, seine alltäglichen
Verrichtungen und Eindrücke minuziös aufzuzeichnen. Dabei kommt eine wachsende
sarkastische Distanz gegenüber dem bourgeoisen Milieu der Provinzstadt
Bouville, in der er sich zu Forschungszwecken aufhält, zum Ausdruck, z.
B. beim Besuch des Museums mit seinen Porträts erfolgreicher Bürger. Im
Mittelpunkt steht die radikal neue Erfahrung des Ekels: >>Jetzt begreife
ich; ich entsinne mich besser an das, was ich neulich am Strand gefühlt
habe, als ich diesen Kiesel in der Hand hielt. Das war eine Art süßliche
Übelkeit. Wie unangenehm das doch war! Und das ging von dem Kiesel aus,
ich bin sicher, das ging von dem Kiesel in meine Hände über. Ja, das ist
es, genau das ist es: eine Art Ekel in den Händen.<< Hinter dieser physischen
Empfindung alles Seienden, das als überflüssig empfunden wird, verbirgt
sich Sartres Sicht auf das Prinzip der Existenz, zu der die Materie und
die Menschen verurteilt sind. Die pessimistische, oft nihilistische Einsicht
in die Sinnlosigkeit solchen Daseins gewährt dem Tagebuchschreiber aber
auch eine Freiheit zweiten Grades. Am Ende der Aufzeichnungen beschließt
Roquentin, nach Paris zu ziehen. Die Kellnerin Madeleine legt ihm zum letzten
Mal eine Jazzplatte auf, und mit dem Erklingen der Melodie >>Some of these
days you'll miss me, honey<< entsteht in ihm die Idee, man könne durch
einen authentischen Akt seine Existenz rechtfertigen. Nachdem er die Alternative
>>Leben oder Erzählen<< zum Thema gemacht hat, mündet der Abschied aus
der Stadt für den 30-Jährigen, der sein Leben hinter sich zu haben glaubte,
in den Gedanken an eine >>andere Art von Buch. Ich weiß nicht so recht,
welche - aber man müsste hinter den gedruckten Wörtern, hinter den Seiten
etwas ahnen, das nicht existierte, das über der Existenz wäre.<<
Drei Viertel der Durchschnittsbevölkerung können durch eine pseudo-wissenschaftliche
Autorität dazu gebracht werden, in bedingungslosem Gehorsam einen ihnen
völlig unbekannten, unschuldigen Menschen zu quälen, zu foltern, ja zu
liquidieren. Dieses Ergebnis einer sorgfältig vorbereiteten und kontrollierten
Testreihe löste in der Welt ungläubige Betroffenheit und oft auch erbitterte Proteste aus. In
diesem Buch stellt Milgram die Voraussetzungen, Methoden, Resultate und
Interpretationen seines berühmten Experiments umfassend dar. Gerade weil sich der Bericht auf nüchterne Fakten beschränkt und bewußt
auf emotional gefärbte Bewertungen verzichtet, entsteht die Alptraum-Realität von Kafkas 'Strafkolonie'. Wer
an das Gute im Menschen glaubt und auf demokratisch-humanitäre Fortschritte
hofft, wird durch Milgrams Befunde desillusioniert werden. Wer aber glaubt, daß es nicht nur darum geht, den Menschen zu verurteilen, sondern
vielmehr darum, ihn zu verstehen, dem erschließt das Milgram-Experiment
einen bisher noch dunklen Bereich der menschlichen Natur.
Die Pest wütet in der Stadt. Oran wird hermetisch abgeriegelt. Ein Entkommen
ist nicht möglich.
Eine Mutter und ihr Kind auf einer atemlosen Flucht durch ein Land, das von Gewalt und Korruption regiert wird Gestern besaß sie noch einen wunderbaren Buchladen. Gestern war sie glücklich mit ihrem Mann, einem Journalisten. Gestern waren alle, die sie am meisten liebte, noch da. Heute ist ihr achtjähriger Sohn Luca alles, was ihr noch geblieben ist. Für ihn bewaffnet sie sich mit einer Machete. Für ihn springt sie auf den Wagen eines Hochgeschwindigkeitszugs. Aber findet sie für ihn die Kraft, immer weiter zu rennen? Furchtlos und verzweifelt, erschöpft und jede Sekunde wachsam. Lydias gesamte Verwandtschaft wird von einem Drogenkartell ermordet. Nur Lydia und ihr kleiner Sohn Luca überleben das Blutbad und fliehen in Richtung Norden. Sie kämpfen um ihr Leben.Wichtig, stark, außergewöhnlich. Eine beeindruckende Mischung aus Angst und Schrecken wie Freude, aber immer durchdrungen von der kraftspendenden Liebe einer Mutter und der unerschöpflichen Fähigkeit der Menschen, die Hoffnung nie aufzugeben. Jeder sollte diesen Roman lesen und ist hoffentlich genauso berührt davon wie ich.
Sartre bezeichnet es als die vordringlichste Aufgabe jedes Menschen, sich
seine eigene Welt zu schaffen, indem er sie entwirft. Diesem individuellen
>>Entwurf<< der Welt steht der Mensch allein gegenüber, der Entwurf geschieht
ohne jedes Einwirken seitens der Gesellschaft und ohne moralische oder
religiöse Unterstützung. Der Mensch ist dazu verdammt, die eigene Existenz
stets neu zu entwerfen - seine Existenz ist ein stets zu realisierender
Entwurf. Dabei vermag der Mensch im Unterschied zur nichtmenschlichen Welt
etwas zu verneinen, sich gegen etwas zu entscheiden oder sich aufzulehnen.
Indem Sartre die Verantwortung aller Menschen für ihre Entscheidungen voraussetzt,
postuliert er die absolute Freiheit, die Bedingungen für eine menschliche
Existenz wählen zu können: Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu
er sich macht. So wird sich der Mensch seiner selbst bewusst und ist gezwungen,
aus der Freiheit heraus sein Leben zu verwirklichen, Werte und Sinn zu
wählen und sich zu entwerfen. Der Mensch ist nach Sartre nicht definierbar,
weil er anfangs überhaupt nichts ist. Er wird erst, und er wird so sein,
wie er sich geschaffen hat. Demnach, so urteilt Sartre, gibt es keine menschliche
Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu entwerfen: Die Existenz geht dem
Wesen, der Essenz, voraus.