»Vielleicht müsste die Geschichte bei den Kindern beginnen.«
Nach langer Zeit kehrt Nikolas Finck, ein Schulmöbelfabrikantensohn, in sein Elternhaus bei Nürnberg zurück. Aus dem Wochenende wird ein Jahr. Einquartiert in der Dachkammer der Villa Sternbald, steigt er in die Vergangenheit der Familie hinab und beginnt zu erzählen: von seiner Kindheit und der ersten Liebe, von der Erfindung der Columba-Schulbank, dem traurigen Insektenforscher Jean und der glasflügeligen Edith, von nächtlichen Flugstunden mit dem heiligen Sebald und den beiden Frauen die er vielleicht noch immer liebt. Während im Haus eine Ausstellung übers »Klassenzimmer im Wandel der Zeit« ud das Firmenjubliläum vorbereitet werden, stört er das Treiben. Wie früher verfolgt der selbsternannte Aerophonautiker und Schnurologe eigene Pläne - um das Dunkle in der Familiengeschichte ans Licht zu bringen, vor allem aber zur Verteidigung der Kindheit seiner Neffen.
Ändere deine Welt! Das mutige Plädoyer der Friedenspreisträger für mehr Gemeinsinn
Wir brauchen mehr Gemeinsinn - aber was ist das überhaupt? Aleida und Jan Assmann bestimmen ihn als einen sechsten, sozialen Sinn, der darauf baut, dass der Mensch mitfühlend, solidarisch, respektvoll, brüderlich und schwesterlich mit anderen Menschen verbunden ist. Ihr glänzend geschriebenes Buch ermutigt zu mehr Gemeinsinn - für andere, für unsere Demokratie und für uns selbst.
Die gegenwärtigen Debatten sind von schroffen Alternativen geprägt: Brauchen wir universale Werte, oder müssen die Eigenarten unterschiedlicher Nationen und Kulturen anerkannt werden? Ist die Linderung von Not eine Sache des zivilgesellschaftlichen Engagements oder befestigt man damit ungerechte Strukturen, die nur der Staat ändern kann? Aleida und Jan Assmann zeigen, dass solche Fragen falsch gestellt sind. Denn wir brauchen beides: universale Werte und den Respekt vor kollektiven Identitäten. Und zivilgesellschaftliches Engagement ist sehr wohl in der Lage, Strukturen zu verändern. Auf der Spur von Schlüsselbegriffen wie Solidarität, Brüderlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Empathie und Respekt und in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Menschenbildern und Beziehungsstrukturen bestimmen sie neu, was Gemeinsinn sein kann. Sie fragen nach den Grundlagen einer demokratischen politischen Kultur und zeigen die Wirkungskraft von Gemeinsinn an vielen ermutigenden Beispielen: von Schwimmbädern und Stolpersteinen bis hin zu Aufräumaktionen und Tafeln.
Butzmanns Video "13 Gedichte gepfiffen" wurde erstmals 2022 präsentiert und ist eines der ju¿ngsten Werke des multimedialen Musikers und Komponisten, der immerhin seit u¿ber 50 Jahren als "Crachmacheur" unterwegs ist. Butzmann macht in dem Video genau das, was der Titel verspricht: Er pfeift poetische Texte etwa von Schwitters bis Jandl, Gryphius bis Hölderlin, Heine bis Tucholsky. Der durch diese verblu¿ffende Art der Vertonung fehlende Textinhalt wird zusätzlich zum Pfeifen durch Körpersprache und Mimik interpretiert. Stimmungen, Affekte, Rhythmen finden emphatisch ihren einzigartigen Ausdruck. Die "13 Gedichte gepfiffen" werden dem Kunsthistoriker und Autor Michael Glasmeier Anlass fu¿r literatur-, kunst- und musikhistorische Abschweifungen, die gleichwohl das Gesamtwerk Butzmanns betreffen. Glasmeiers Beobachtungen gelten dem Pfeifen als Kunstform, den Texten als Notationen, dem barocken Klangreden, Dichterlesungen und körpersprachlichen Ausdruckskräften. Um die 13 Poeten versammeln sich Claudio Monteverdi, Johann Wolfgang von Goethe, Georg Christoph Lichtenberg, Frank Duveneck, Rene¿ Magritte, Arnold Schönberg, Franz Kafka, Harpo Marx, Karl Valentin, Valeska Gert oder John Cage, um gemeinsam eine Rhetorik des Pfeifens zu besprechen.
Eine Hommage an einen Klassiker, ein großer Roman, ganz und gar Heinz Strunk
Jonas Heidbrink, ein Erfolgsmensch. Schon vor dem dreißigsten hat er sein Start-up versilbert; arbeiten muss er sein Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut, überhaupt nicht. Und so fährt er eines kalten Januartages los Richtung Osten, in die mecklenburgische Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel, aber eben doch: Klinik, für Menschen mit dem einen oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett von Visiten und Anwendungen eingepackt, muss er sich entscheiden, ob er im Speisesaal seiner Misanthropie folgen oder Anschluss finden will. Die Menschen hier, Ärzte, Schwestern, Patienten, sind ihm fremd, doch bald sind sie seine Welt.
Nur scheint die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude wird geschlossen, das Personal reduziert sich, man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein Monat an den anderen - bis es in den Sümpfen zu einem rätselhaften Unglücksfall kommt.
Deena Garvey ist spurlos verschwunden. Für ihre Schwester Nessa bricht eine Welt zusammen, denn Deenas Ex-Freund Lucas, den sie für Deenas Mörder hält, untersagt ihr nicht nur den Kontakt zu ihrer kleinen Nichte, sondern nimmt Ruby auch noch mit nach Vermont. Dort, in der ländlichen Abgeschiedenheit der Inseln im Lake Champlain, lernt Ruby, wie man jagt und fischt, das Land bestellt und sich um Hühner kümmert. Sie lernt, was ihren Vater stolz und was ihn wütend macht. An ihre frühe Kindheit in Philadelphia erinnert sie sich nicht mehr. Bis ihr eines Tages ein Foto ihrer Mutter in die Hände fällt, eine Botschaft ihrer Tante, die seit Jahren alles daransetzt, Lucas zur Verantwortung zu ziehen und ihre Nichte zu beschützen. Ein Schatz, der vor Lucas verborgen werden muss und der sie dazu bringt, die Geschichten ihres Vaters in Frage zu stellen.
Was all die Jahre so gelaufen ist Zwei Bücher von Züri West Im Dezember 2023 haben Züri West «Loch dür Zyt» herausgebracht, das Album sprang von Null auf Platz eins der Charts. Jetzt, ein Jahr später, legen Züri West nach. Doch diesmal ist es kein neues Album, sind es keine neuen Songs. Vielmehr sind es die alten Songs, die längst geschriebenen und oft gespielten, die nun zwischen Buchdeckeln noch einmal anklingen, in zwei schweren, in einem Schuber vereinten Bänden. Fast fünf Kilo wiegt das ganze Paket. Es kommt auch einiges zusammen. Vierzig Jahre Bandgeschichte werden hier noch einmal aufgerollt, ein Stück Schweizer Kulturgeschichte, die Mitte der Achtzigerjahre beginnt und bis in die Gegenwart reicht, dargestellt am Alltag und am musikalischen Schaffen von Züri West aus Bern. Was die beiden Bände präsentieren, ist das Gegenteil von trockener Geschichtsschreibung. Es ist eine schnelle Erzählung, die das Bildkonzept und die Gestaltung von Chris Eggli auszeichnet, ein bewegendes Auf und Ab auf der Achterbahn der Gefühle. Ein ständiger Wechsel von Szenen und Stimmungen, von Tonlagen und Augenblicken, auch von Leichtigkeit und Melancholie. Eine Zeitreise, mal vergnügt, mal nachdenklich. Der erste Band der Anthologie, schlicht «ZÜRI WEST» betitelt, reiht rund 1200 Fotografien aneinander, Konzertbilder, Bandbilder, Aufnahmen aus der Garderobe und dem Studio, einfach alles, so scheint es, was von Züri West je fotografisch dokumentiert wurde. Die nur mit knappen Legenden versehenen Bilder sind einmal klein und gedrängt auf eine Seite gesetzt, dann wieder in mehrseitigen, in sich geschlossenen Fotostrecken. Unter den Fotografinnen und Fotografen sind klingende Namen der Berner und Schweizer Presse- und Kulturfotografie der letzten Jahrzehnte: Annette Boutellier, Reto Camenisch, Alessandro della Valle, Monika Flückiger, Susanne Gutjahr, Christian Helmle, Caspar Martig, Jürg Ramseier und Flavia Schnyder. Die Aufnahmen werden ergänzt durch kurze, jeweils mit einem Albumtitel überschiebenen Texten, in denen die Band ihre eigene Geschichte erzählt, so, wie sich die Musiker heute daran erinnern. Geschrieben hat die Texte Samuel Mumenthaler, selbst einmal Bandmitglied, der erste Drummer. Der zweite Band, «KLAUENER», umfasst erstmals in dieser Breite Kuno Laueners Songtexte seit den Anfängen: Die Ohrwürmer, die weniger bekannten, die vielleicht nicht mehr so gegenwärtigen, aber auch all die Zeilen, die einem selbst das eine und andere Mal durchs Leben halfen, kurz, die ganze Sehnsucht und der Herzschmerz, die einen stets mit Züri West verbanden. Überwältigend, sie hier schriftlich alle zusammen zu haben, schon ein wenig nostalgisch in der klassischen Schreibmaschinenschrift, in der sie gesetzt sind. Songtexte eigentlich, die aber auch so funktionieren, Wort für Wort, den Sound hat man eh im Kopf. Literarische Perlen halt. Sie sind reich illustriert mit Zeichnungen und Collagen von Kuno Lauener. Die meisten Illustrationen beziehen sich nur assoziativ auf die Texte, gerade dadurch jedoch öffnet sich in ihnen eine weitere Erzählebene. Sie ist verträumt und rätselhaft, ungewöhnlich in ihrer Eigensinnigkeit und auf ihre Art wie ein neuer Sound zu den Texten.
KANN MAN NUR ALS MUTTER ODER AUCH ANDERS GLÜCKLICH WERDEN?
Sie hatten ein Vierteljahrhundert Zeit! Diesen Satz bekommt Marie-Claire mit knapp vierzig von ihrer Frauenärztin zu hören. Die wichtigste Deadline des Lebens: verpasst. Oder doch nicht?
Anahita bekommt, was sie will. So sieht es jedenfalls aus: Mit Ende dreißig ist sie Senatorin, Familie ist ihr Thema, Brüssel ihr Ziel. Doch etwas fehlt, auch wenn es niemand ausspricht: Ist Mutterschaft nicht immer noch die wichtigste Kompetenz im Leben einer Frau?
Glück ist ein Roman über Frauen unter Druck, über die Phase im Leben, in der sie zu alt sind, um noch länger warten zu können, und zu jung, um es hinter sich zu haben. Doch was wäre, wenn sie - wie die Männer schon immer - einfach noch Zeit hätten?
Die aktuelle Literaturliste der besprochenen Bücher der Sendung "Kultur kompakt - SRF Kultur".
Bücherliste vom 24.11.2024 bis 8.12.2024
Erhalten Sie einen Überblick über die aktuellen Bücher, die derzeit diskutiert werden.
Regelmässig präsentiert die Sendung "Kultur Kompakt" Bücher mit den wichtigsten Themen und Ereignissen aus Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft. Hier finden Sie die vollständige Bücherliste der aktuellen Literaturempfehlungen.