Der 50-jährige, in München lebende Schriftsteller Gustav von Aschenbach,
der pflichtbewusst und diszipliniert arbeitend, sich auf der Höhe seines
öffentlichen Ruhms befindet, reist, von plötzlichem Fernweh und Reiselust
erfasst, nach Venedig. In der schwül-fiebrigen Atmosphäre der Lagunenstadt
verbringt er eine Reihe von Tagen in einem Zustand zunehmend aufgelöster
innerer Ordnung und Disziplin, in sinnlicher Zuneigung entflammt zu dem
im gleichen Hotel logierenden polnischen Jüngling Tadzio, bis er sich,
nach einer Verlängerung seines Aufenthaltes, in dem beginnenden Ausbruch
einer Cholera-Epidemie an frischem Obst infiziert und in der Schlussszene
am Meeresstrand sitzend stirbt.
Grossdruck-Ausg.
Romanschriftsteller sind nach Stefan Zweigs Auffassung 'enzyklopädische
Genies'. Frankreich, England und Rußland haben im 19. Jahrhundert nach
seiner Überzeugung die einzigen Meister dieses Genres hervorgebracht, die
sich gerade 'durch den Kontrast ihrer Persönlichkeit ergänzen und vielleicht
den Begriff des epischen Weltbildners, des Romanciers, zu einer deutlichen
Form erheben'.
Auf einer Schiffsreise von New York nach Buenos Aires kommt der Ich-Erzähler
dem arroganten Schachweltmeister Mirko Czentovic erst nahe, als sich dieser
bereit erklärt, gegen alle Hobbyspieler gemeinsam eine Partie zu spielen.
Als diese schon verloren scheint, greift ein Dr. B. in das Spiel ein und
holt gegen Czentovic noch ein Remis heraus. Durch Dr. B.s seltsames Spielfieber
neugierig gemacht, will der Ich-Erzähler mehr von ihm erfahren. Daraufhin
berichtet ihm Dr. B. von seiner monatelangen Einzelhaft im Wiener Gestapo-Gefängnis,
wo er dem Irrewerden nur dadurch entkam, dass er aus einem entwendeten
Schachbuch Meisterpartien nachspielte. Als er danach begann, gegen sich
selbst zu spielen, erlitt er eine Art >>Schachvergiftung<<, die in an den
Rand des Wahnsinns brachte, aber auch seine Entlassung aus dem Gefängnis
zur Folge hatte. Das Spiel gegen Czentovic war Dr. B.s erste Partie seither.
Das zweite Spiel, das er allein gegen den Weltmeister spielt, gewinnt er
souverän. Bei der Revanche zeigen sich allerdings wieder alle Symptome
der >>Schachvergiftung<<, woraufhin Dr. B. das Spiel abbricht und keine
Schachfiguren mehr anrühren will.