Erinnerungen ans Kindsein wecken Emotionen. Die Jugendjahre sind für das spätere Leben prägend, sie formen aber auch das kollektive Selbstverständnis, sind Teil der Geschichte einer Region. Der Historische Verein des Kantons St.Gallen widmet sich in seinem Neujahrsblatt 2024 dem Thema Kindheit. Unterschiedliche Lebensräume und Kindheitsrealitäten von der Frühgeschichte bis in die jüngere Vergangenheit werden beleuchtet. Zur historischen Perspektive gibt es Interviews mit ganz persönlichen Kindheitserinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Das Neujahrsblatt ist wissenschaftliche Grundlage und reich bebilderte Begleitpublikation für eine grosse Ausstellung zur Kindheit in der Ostschweiz, die 2024 im Kulturmuseum St.Gallen gezeigt wird.
Jost Bürgi (1552-1632), geboren im sanktgallischen Lichtensteig, zog es früh in die weite Welt, und er sollte bald massgeblich an den epochalen wissenschaftlichen und weltanschaulichen Umbrüchen der Frühen Neuzeit mitwirken. Sein Weg führte ihn nach Kassel zum Landgrafen Wilhelm IV. und an den Hof des Kaisers Rudolf II. in Prag, beides grosse Förderer der Wissenschaften. Bürgi baute nicht nur die genauesten Uhren, raffiniertesten astronomischen Winkelmessgeräte und schönsten mechanischen Himmelsgloben, er erfand auch die Logarithmusrechnung und kooperierte mit den namhaftesten Wissenschaftlern wie Johannes Kepler. Dieses Buch entstand im Rahmen der ersten grossen musealen Bürgi-Sonderausstellung und in enger Zusammenarbeit des Kulturmuseums St. Gallen mit führenden Wissenschaftshistorikern. Es beleuchtet eine der spannendsten Zeiten der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Mittendrin im Geschehen: Jost Bürgi aus dem Toggenburg.
Über den kulturellen Verlust in Sprache, Schule und Bildung Der Band vereinigt eine Auswahl von Beiträgen zu den Themen Sprache, Schule und Bildung, die zunächst im St. Galler Tagblatt, danach in den Titeln der CH Media erschienen sind. Schon der Titel «Eine Kultur schafft sich ab» macht deutlich, dass sich in Sprache, Schule und Bildung spätestens seit den 1990er-Jahren ein kultureller Verlust abzeichnet. Die Sprache, vielen ihrer Benützer heute so gleichgültig wie nur weniges sonst, wird fortwährend beschädigt, ohne dass dies noch besonders auffiele oder irgendwelche Folgen hätte. Dabei ist sie unser wichtigstes Werkzeug, bildet sie die Grundlage unserer kulturellen Identität. Ähnlich steht es um die gegenwärtige Schulreform, die nicht nur Reform, sondern Umbau unseres ganzen Bildungswesens im Rahmen der Digitalisierung ist: Schule und Hochschule leisten nicht mehr Bildung um des Menschen willen, sondern stehen zunehmend unter dem Diktat der Ökonomie, so dass der Markt vorgibt, welches Wissen relevant sein soll.
Zeitreise durch hundert Jahre Museumsgeschichte Eine Festschrift anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen (HVM) erzählt von der Realisierung und Eröffnung dieses letzten grossen Bauprojekts der Stickereiblüte in St. Gallen und vom Wachsen der Sammlungen. Sie stellt Menschen vor, die in diesen hundert Jahren hier gearbeitet haben, schildert Museumsgeschichten und macht deutlich, welch vielfältige Arbeit hinter den Museumskulissen geleistet wird. Ein reicher Bildanteil zeigt noch nie veröffentlichte Fotos: eine Zeitreise, die in den längst vergessenen Vorgängermuseen beginnt und bis in die Gegenwart führt. Die Festschrift macht die Schatzkammer des HVM sichtbar. Es ist ein Haus mit unverwechselbarer Prägung: Ostschweizer Geschichte und Weltkulturen unter einem Dach.
Das Appenzellerland, das Toggenburg und Werdenberg haben mit dem Alpstein eine imposante Verbindung. Und trotzdem trennt der Berggrat zwischen Hohen Kasten und Kreuzbergen mehr als er vereint: sprachlich, geschichtlich, kulturell und konfessionell. Einst waren die Appenzeller freie Landleute und Eidgenossen, die Toggenburger und Werdenberger unfreie Untertanen. Im Werdenberg herrschte der Ackerbau vor, im Appenzellerland und im Toggenburg lebt bis heute eine reiche Sennenkultur. Während Innerrhoden von tief barockem Katholizismus geprägt ist, sind das Werdenberg und das Obertoggenburg von nüchternem reformiertem Protestantismus beeinflusst. Walter Hehli ist mit dem Alpstein hüben wie drüben vertraut. In Sennwald ist er aufgewachsen, im Toggenburg hat er als evangelisch-reformierter Pfarrer gewirkt. In «Hene und dene» bringt er seine Heimaten zusammen. Eine Textsammlung zu Land und Leuten veranschaulicht die Unterschiede und lässt in die Vergangenheit blicken - auf ein Hene und Dene, ein Diesseits und Jenseits, eine Innen- und Aussenseite der Wirklichkeit im Erleben der Menschen dieser Regionen.
Eine Schweizer Zeitschrift setzte einmal als wohl kürzeste mögliche Schlagzeile zwei Worte: «Das Unikum». Der Artikel handelte von Edgar Oehlers Leben. Als Politiker im Nationalrat für die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) seines Heimatkantons St. Gallen. Als Chefredaktor der Tageszeitung Die Ostschweiz, ebenfalls in St. Gallen. Und als Unternehmer bei der Arbonia Forster in Arbon und der Hartchrom in Steinach, die heute Surface Technologies International (STI) heisst. Schon diese rudimentäre Auflistung zeigt: Die Qualifizierung als Unikum ist keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Kein zweites Beispiel existiert hierzulande, in dem ein Einzelner zwei Dutzend Jahre in der grossen Kammer in Bern politisiert und über ein Dutzend Jahre eine Tageszeitung leitet sowie 35 Jahre lang als Unternehmer aktiv ist. All das tat Edgar Oehler stets in Verbindung mit seinen familiären Ostschweizer Wurzeln. Und er tat es keineswegs leise, sondern mit seinem eigenwilligen Rheintaler Kopf. So wird nun erstmals das Leben dieses streitbaren und facettenreichen Ostschweizers erzählt. Es ist die Geschichte vom Sohn eines Malermeisters und einer Bäckerstochter aus dem sankt-gallischen Weindorf Balgach. Arbeitssame Menschen sind die Oehlers immer gewesen. Mussten sie auch sein. Die Mutter ist eine aus der Familie Eschenmoser, die noch heute die Bäckerei Eschenmoser betreibt - sie ist eines von zehn Geschwistern gewesen und hat neben Edgar Oehler noch sechs Mädchen zur Welt gebracht. Der Kampf ums Überleben ist in dieser Familie alltäglich gewesen. Wie bei so vielen im Rheintal in den Zwischen- und Nachkriegsjahren. Auch davon handelt dieses Buch.