Strategien und Werkzeuge für ganz alltägliche Ausnahmesituationen: Ist das nicht schon ein Widerspruch an sich? Für Krisensituationen ist doch typisch, dass man eben nicht mit ganz alltäglichen Handlungsroutinen reagieren kann! Einerseits stimmt das, doch andererseits hat wahrscheinlich jeder bereits erlebt, dass es in der Arbeit als Berater, Trainer oder Coach hilfreich und notwendig ist, eine Reihe von generellen Vorgehensweisen und Interventionen präsent zu haben, die in den unterschiedlichsten Krisensituationen zunächst einmal Orientierung geben und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Leitfrage lautet daher: "Wie kommt man wieder - und zwar gestärkt - aus einer Krise heraus?" Und: "Welche hilfreichen Erfahrungen, Methoden und Strategien haben Kollegen in der Praxis bereits gesammelt?" Das Herausgeberteam Gunther Schmidt, Anna Dollinger und Björn Müller-Kalthoff hat sich selbst und andere in den vergangenen Monaten gefragt, welche Methoden und Konzepte sich in Krisen als besonders hilfreich erwiesen haben. Und tatsächlich verfügen sehr viele Kollegen über sehr viele Erfahrungen zum Thema "Kriseninterventionen", die in großer Vielfalt in das Buch "Gut beraten in der Krise" eingeflossen sind.Auch wenn viele der hier beteiligten Autoren einen hypnosystemischen Hintergrund haben, wird mit dieser Interventionssammlung "kein homogenes, ideologisch-gefärbtes, clean-gestyltes Ding" (Gunther Schmidt) herausgegeben, sondern ein nutzbringendes Konzept- und Arbeitsbuch. Von B wie Burnout bis U wie Unternehmenskrise findet der Leser eine Reihe von Methoden, die sich insbesondere in extrem schwierigen Krisenzeiten als nachhaltig wirksam erwiesen haben: für sich selbst und andere, für Einzel- und Gruppensituationen, für emotionale und kontextuale Krisen. Das gemeinsame Ziel aller Interventionsformen ist es, die Betroffenen dabei zu begleiten, wieder Zugang zu ihren Ressourcen zu finden, neue Elemente in die "Problemsicht" einzuführen und so zur gezielten Überwindung von "Krisen-Trancen" und zur Lösungsorientierung beizutragen. Und last but not least: zieldienliche Haltungen gegenüber einer massiven Krise zu fördern und zu etablieren. Zusätzlich werden den Lesern des Buchs weitere, vertiefende Leitfäden und Konzepte online zur Verfügung gestellt.
Im 1. Teil des Buches wird das Beratungskonzept mit seinen theoretischen Bezügen zum Pragmatismus und zum systemischen Denken dargestellt und darauf aufbauend ein mehrdimensionales Prozessmodell von Supervision beschrieben. Ein Modell zur Diagnose und Indikation verschiedener berufsbezogener Beratungsformate, wie Supervision, Organisationsberatung und Mediation wird in dem Konzept "Beratung über Beratung" konkretisiert und setzt Standards für die Sondierung und Auftragsklärung und klärt die Unterschiede und Kooperationsmöglichkeiten. Die Geschichte des Formats Supervision, die Entwicklung und Differenzierung in den letzten Jahrzehnten runden den ersten Teil des Buches ab. Der 2. Teil des Buches ermöglicht einen Einblick in die Praxis. Über 100 Methoden sind in einer einheitlichen Systematik dargestellt und nach Phasen im Beratungsprozess und besonderen Aspekte und Themen sortiert. Zu Beginn der einzelnen Kapitel orientiert eine Einführung in das Thema mit seiner konzeptionellen Einbettung und einer Systematik zum Ablauf, bevor die Methoden im Einzelnen beschrieben werden.