Das Buch widmet sich zentralen Fragen der theoretischen Philosophie und nähert sich ihnen am Beispiel des Phänomens Schmerz: Was kann anders sein als es ist, was nicht? Warum kann Notwendigkeit kontingent sein? Was unterscheidet Ermöglichung von Verursachung? Wie ist das Verhältnis zwischen Geist und Welt? Was macht es im Falle des Schmerzes besonders? Was ist erfahrungsunabhängiges Wissen? Warum ist nicht alles Unbezweifelbare immer unbezweifelbar? Was ist entscheidbar, was nicht? Warum entscheiden wir uns fast nie dazu zu sagen, «zu wissen, dass wir Schmerzen haben»? Welche metaphysischen Voraussetzungen haben Wahrung und Verletzung der Grice'schen Konversationsmaximen der Quantität und Qualität? Warum ist es bei nahezu keinem anderen Weltzustand so sicher ein Affront wie beim Schmerz, die Aussage einer Person, in diesem Zustand zu sein, offen anzuzweifeln?
Der wichtige Ertrag der Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts, die in den Schriften von Martin Heidegger, Karl Jaspers und Heinrich Barth entfaltet wird, besteht in der Konzeption des Selbst-Seins als Ziel existentiellen Werdens. Susanne Möbuß denkt in dieser Monographie Existenzphilosophie weiter: Damit sich dieses Denken auch weiterhin bewähren und auf aktuelle Probleme anwendbar ist, erweitert sie es um die Darstellung des Selbst in seiner Relation zum Anderen. Hier rückt der Begriff des Seins in neuem Gewand in den Vordergrund: Nur gemeinsam mit dem Anderen kann Existenz zu gelingendem Sein werden.
Wie kann eine Theorie der Ethik beschaffen sein, wenn sie aus dem gedanklichen Repertoire der Existenzphilosophie entworfen wird? Sie bedarf vor allem einer speziellen Sprachfindung, die einen Diskurs mit zeitgenössischen Ethik-Konzeptionen im ersten Moment zu erschweren scheint. Susanne Möbuß zeigt auf, dass dieses nicht zwangsläufig gilt, wenn der strukturelle Rahmen, in dem die Ethik der Existenz sich artikulieren kann, in die Untersuchung einbezogen wird. Hier kommt das Konzept des Neuen Denkens zum Tragen, das 1925 von Franz Rosenzweig vorgestellt wurde. Zum ersten Mal ist es möglich, die Bedeutung des Rosenzweig'schen Denkens für die Entwicklung von Existenzphilosophie und Dekonstruktion darzustellen.
Das Erinnern an den Holocaust und an andere Genozide ist immer wieder und auch aktuell Gegenstand heftiger Diskussionen. Diese werden jedoch nicht selten im Sinne politischer oder ideologischer Interessen geführt; das Erinnern wird zum Spielball tagespolitischer Auseinandersetzungen. Doch Erinnern ist Ausdruck existentieller Verantwortung. Dieser Einsicht entsprechend wird in diesem Band die ethische Bedeutung des Erinnerns philosophisch reflektiert und eine Ethik des Erinnerns erarbeitet. Die Grundlage hierfür bildet eine kritische Auseinandersetzung mit den Mitteln der Existenzphilosophie.
Some 50 years ago, the computer scientist Joseph Weizenbaum found that the idea that the socialization of a machine might in any way be comparable to the one of a human, is a sign of the madness of our time. Today, the idea is mostly not seen as a mad but rather as a quite plausible one, as are many other ideas about human-likeness of computers, like them having consciousness. At a closer look, however, the alleged human-likeness of computers is merely derived from weak analogies, like them having intelligence just because they can play chess (and nothing else). The book details the psychological and physiological preconditions for human mental functions to occur, ones that cannot possibly be fulfilled by computers. It puts the computers-as-humans issue into the broader philosophical frame of the scientistic view that man is basically a machine.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Publikation stehen Otmar, der zweite Gründer des Klosters St.Gallen, und die Welt des 8. Jahrhunderts. 719, vor 1300 Jahren, übertrug der lokale Machthaber Waltram dem Alemannen Otmar die Leitung der religiösen Gemeinschaft am Gallusgrab. Abt Otmar belebte die um 612 von Gallus begründete, seither aber etwas eingeschlafene Mönchsgemeinschaft neu.Er etablierte die Abtei St. Gallen als religiöses Zentrum mit wachsender Ausstrahlung. Die Klöster wandelten sich im 8. Jahrhundert zu sozialen Bezugspunkten der Gesellschaft. Bei der Gemeinschaft Otmars fand die alemannische Bevölkerung des weiteren Bodenseeraums Halt und Zuflucht. Sie dankte es dem Kloster mit vielen Landschenkungen. Mit Hilfe dieser wirtschaftlichen Mittel richtete Otmar den Konvent auf die tätige Nächstenliebe aus. Er half den Armen und schuf eines der ersten bekannten Leprosorien Europas. Mit der Einführung der Benediktsregel um 747 legte er einen wichtigen Grundstein für den religiösen Aufschwung des Klosters.
Die Basler haben es geschafft, die Einzigartigkeit ihres Trommelstils in die ganze Welt hinauszutragen und so beliebt zu machen, dass ausländische Tambouren jedes Jahr nach Basel an die Fasnacht reisen, um zwischen tausenden von Tambouren trommelnd durch die Strassen und Gassen zu ziehen. Die Basler Trommelkunst hat schon immer fasziniert. Sie hat Jazz-, Pop- und klassische Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger innerhalb und ausserhalb Europas inspiriert und beeinflusst. Sie ist das Vorbild für den Gebrauch der Saitentrommel weltweit und damit sozusagen ein 'Must' für jeden Tambouren, der etwas auf sich hält. Doch was ist es, das dieses Basler Trommeln so speziell macht? Edith Habraken hat mit «Doublés mien grällele» das erste Buch über die Geheimnisse der Basler Trommelkunst geschrieben. Sie skizziert darin die zusammenhängende Geschichte vom phonetischen Trommeltext bis hin zur Entstehung der Basler Trommelnotation im letzten Jahrhundert. Dabei kann die Autorin mit dem musikalischen Wissen einer professionellen Schlagzeugerin theoretisch und praktisch aus dem Vollen schöpfen. Und das tut sie auch: Ihre Texte sind gespickt mit anschaulichen Erklärungen, kritischen Interpretationen und aufschlussreichen Bezügen zur heutigen Zeit: Was steckt hinter dem Spruch: «Die Basler kommen schon mit Trommeln auf die Welt»? Warum schauen Tambouren immer so böse? Warum ist das Basler Trommeln nicht rhythmisch? Auch die humorvolle Seite von Edith Habraken darf in dem Band nicht fehlen: Mit einem Augenzwinkern entführt uns die Autorin zu einem Gespräch mit dem Stadttambouren Jakob Beck, der 1834 in Basel geboren wurde. Ein besonderes Bijou des Buches sind die kalligraphischen, ganzseitig abgedruckten Trommelkompositionen, die von der Autorin selbst aufs Papier gebracht wurden. Sie laden zum Nachtrommeln ein. Wer einen praktischen Einstieg in die Welt des Trommelns sucht, wird neben einem entsprechenden Kapitel im Buch auch auf der beiliegenden DVD fündig. Sie enthält neben einem Trommelunterricht Videos vom «Gässle» und vom Cortège während der Basler Fasnacht sowie Aufnahmen der virtuosen Trommelkünste von Edith Habraken. Weitere Titel unter Mitwirkung von Edith Habraken: Frank Martin: Ein Totentanz zu Basel im Jahre 1943, CD, cpo, 2016. EAN: 761203799725
Groß ist die Fülle an Ratgeberliteratur für Hochsensible. Was bislang fehlte, ist eine philosophische und kulturkritische Beleuchtung des Phänomens. Das Buch liefert zum einen eine phänomenologische Beschreibung der verschiedenen Dimensionen der Lebensrealität hochsensibler Personen, die durch autobiographische Erfahrungen der selbst hochsensiblen Autorin Authentizität erlangt. Zum anderen werden zentrale ethische Fragestellungen reflektiert: Können Hochsensible überhaupt glücklich werden in einer lauten und hektischen Welt, in der ein flexibler, belastbarer und wettbewerbsfähiger Mensch als Norm gilt? Müssen sie sich an die modernen Lebens- und Arbeitsbedingungen anpassen, oder sollten nicht umgekehrt diese aus Gründen der Gerechtigkeit umgestaltet werden - wodurch sie vermutlich für alle menschenwürdiger wären? Das Buch gibt Anstöße zur Reflexion über das eigene Leben und gesellschaftliche Wertmaßstäbe. «...eine gut lesbare multiperspektivische Analyse des Phänomens der Hochsensibilität, die herausfordert zu einer dringend notwendigen Debatte der bislang vernachlässigten sozialethischen Dimension des gesellschaftlichen Umgangs mit Andersheit.» (Prof. em. Dr. Annemarie Pieper)
Sinnfragen sind aufdringlich. Sie lassen sich weder abweisen noch kleinreden. Tagtäglich müssen Entscheidungen getroffen werden, die nach einer situations- und normgerechten Lösung verlangen. Dabei tauchen auch grundsätzliche, nämlich die eigentlich philosophischen Fragen auf: Wie kann ich ein selbstbestimmtes Leben führen, ohne meine sozialen Verpflichtungen zu vernachlässigen? Hat der Körper ein Mitspracherecht bei der individuellen Lebensgestaltung? Welche Rolle spielt das Geschlecht in Bezug auf Strategien zur Konfliktbeseitigung? Wie sähe eine Welt aus, in der Sinnfragen überflüssig geworden wären? Annemarie Pieper gibt in ihrem neuen Buch in zwölf Texten Denkanstösse zu diesen und weiteren wichtigen philosophischen Fragen.
Spielregeln für eine pluralistische Gesellschaft Der vorliegende Essay wirbt für ein gelassenes Verhältnis zwischen Religion und moderner Gesellschaft. Als Vorbild dienen die Wissenschaften. Diese haben sich im Lauf ihrer Geschichte von weltanschaulichen Fundierungen gelöst. Es gibt heute keine jüdische Physik oder christliche Biologie. Darum sind Wissenschaftler auch weltanschaulich frei. Ob ein Chemiker oder ein Arzt ein Jude, ein Christ oder ein Atheist ist, spielt für das fachliche Know-how keine Rolle. Diese Gelassenheit ist bedroht. Grund ist die «weltanschauliche Polarisierung», wie sie Jürgen Habermas vor einigen Jahren beschrieb. Auf der einen Seite breiten sich naturwissenschaftliche Weltbilder aus, in denen die Menschen zu unpersönlichen Objekten atomisiert werden, auf der anderen Seite wächst die Zahl religiöser Extremisten, die ihren persönlichen Glauben zu einem Maßstab für alle Menschen machen. Beide Tendenzen gefährden gemeinsam unsere bewährte Rechtsordnung. Auf dem Spiel steht unsere Meinungs- und Glaubensfreiheit, unsere gesellschaftliche Vielfalt. Die Polarisierung erweist sich nicht nur als eine Bedrohung für unsere individuelle Freiheit. Sie verdeckt auch die elementare Bedeutung der Religionsfreiheit für pluralistische Gesellschaften. Diese sind weder mit dem Wunsch nach einem Gottesstaat noch mit dem Wunsch nach einer religionsfreien Zivilgesellschaft vereinbar. Michael Rüegg behandelt dieses Thema im Spannungsfeld von Wissenschaft, Religion und Politik zum einen im Rückgriff auf 'klassische' Positionen, u.a. von Hans-Georg Gadamer, Peter Strawson und Richard Rorty, zum anderen in der kritischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Autoren wie Thomas Metzinger, Alain de Botton, Peter Sloterdijk oder Byung-Chul Han.
In der Schweiz leben etwa 35000 Jenische und Sinti, entweder in einer eigenen Kommunität oder als unsere unauffälligen Nachbarn. Etwa 2500 von ihnen sind noch als Fahrende vom Frühling bis zum Herbst unterwegs. Ein Teil von ihnen ist in den traditionellen Berufen der Jenischen wie Scherenschleifer, Schirmflicker, Korbflechter oder Marktfahrer tätig; andere haben sich als Eisen-, Kleider-, Möbel- oder Teppichhändler etabliert. Rund 30000 Roma-Flüchtlinge aus Südosteuropa werden in einem langzeitigen Prozess in der Schweiz integriert. Die Aufarbeitung des düsteren Kapitels der Hilfsaktion Kinder der Landstrasse seit den siebziger Jahren hat die lange Geschichte der Diskriminierung der Jenischen, Sinti und Roma ins Bewusstsein der Schweizer Öffentlichkeit gerückt. Mehrere Beiträge des Bandes befassen sich mit diesem Thema: Thomas Meier fasst den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Hilfsaktion von den aufrüttelnden Artikeln im Schweizerischen Beobachter von 1973 bis zum im Jahr 2000 bewilligten Nationalen Forschungsprogramm zusammen. Graziella Wenger schildert das erschütternde Schicksal eines Opfers der Hilfsaktion, ihres Bruders Andreas, und illustriert den Fall mit zahlreichen Dokumenten aus dem Schweizerischen Bundesarchiv. Neben dem Blick zurück auf diesen Versuch, die Kultur der Fahrenden in der Schweiz zu zerstören, befasst sich das Buch aber auch mit der gegenwärtigen Situation der Jenischen, Sinti und Roma in Alltag und Gesellschaft. So erklärt Venanz Nobel unter anderem, was Betonjenische sind, und Cristina Kruck schildert die lebendigen Traditionen und Bräuche der Roma. Die Jenischen haben sich heute in der Radgenossenschaft der Landstrasse politisch organisiert und arbeiten im Rahmen der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende mit Vertretern der Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden zusammen. Ergänzt und illustriert werden die Beiträge mit Aufnahmen des Fotografen Urs Walder, der Jenische, Sinti und Roma seit 1987 auf vielen Reisen durch die Schweiz begleitet hat. Seine Fotoaufnahmen sind keine Illustrationen eines romantisierten 'lustigen Zigeunerlebens', sondern zeigen ungeschönt den harten Alltag, aber auch das vielseitige kulturelle Leben der Fahrenden. Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft Begründet 1938 von E. Bonjour, W. Kaegi und F. Staehelin Weitergeführt von F. Graus, H. R. Guggisberg, H. Lüthy und M. Mattmüller Herausgegeben von K. v. Greyerz, H. Haumann, G. Kreis, W. Meyer, J. Mooser, A. v. Müller, C. Opitz, M. Schaffner und R. Wecker
In der Deutschschweiz hat die Reflexion über die eigenen Dialekte und deren Verhältnis zum Hochdeutschen eine lange Tradition. «Schweizerdeutsch» ist das erste Buch, das einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Einstellungen zum Schweizerdeutschen gibt. Es zeichnet die wichtigsten öffentlichen Debatten darüber seit 1800 nach und ordnet sie in ihre politischen und kulturhistorischen Zusammenhänge ein. So macht es verständlich, wie Schweizerdeutsch in der Vergangenheit wahrgenommen und beurteilt wurde und warum es bis heute einen wesentlichen Teil der Deutschschweizer Identität bildet.