Heinrich Danzeisen und Hans Voser gehören in der Ostschweiz zu den profiliertesten Architekten der Nachkriegszeit. Elegante Einfamilienhäuser stehen in ihrem Werk neben raffiniert in das Gelände gesetzten Teppichsiedlungen, lichtdurchflutete Industriehallen neben repräsentativen Geschäftshäusern. Allen Projekten gemein ist der hohe gestalterische und städtebauliche Anspruch der Architekten. Nach dem erfolgreichen Buch über das Werk von Heinrich Graf (Scheidegger & Spiess, 2011) gibt der Bund Schweizer Architekten BSA Ostschweiz mit dem Band «Danzeisen + Voser» eine weitere bedeutende Architekturmonografie zur Baukultur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts heraus. Die Autorin Katrin Eberhard präsentiert und analysiert das umfangreiche Schaffen des Architekturbüros anhand von bislang unveröffentlichten Fotografien und Planmaterial aus verschiedenen Privatarchiven. Dank der hohen Dichte an Projekten in St. Gallen ist das Buch auch ein Stück Baugeschichte der Stadt.
Als Erneuerer der Alpenmalerei und bedeutender Symbolist des Fin de Siècle gehört Giovanni Segantini (1858-1899) zu den ganz grossen Künstlern seiner Zeit und mittlerweile auch zu den einflussreichsten der Moderne. Die Ausstellungen der letzten Jahre waren sehr gut besucht, obwohl manche Schlüsselwerke seit Langem nicht mehr ausgeliehen werden. Deshalb gibt es keine aktuelle monografische Publikation, die das gesamte OEuvre des Künstlers umfassend vorstellt. Dieses neue Buch schliesst nun diese Lücke.
Der Einführungstext des Segantini-Spezialisten Beat Stutzer beleuchtet Segantinis Rolle als Vorbild etwa für die Futuristen oder für Joseph Beuys und die wechselvolle Rezeptionsgeschichte seines Schaffens. 60 Gemälde aus der gesamten Schaffenszeit, die detailliert beschrieben und kommentiert werden, bilden den Schwerpunkt des Buchs. Die allgemein verständlichen Bildanalysen vermitteln neue Erkenntnisse zur Topografie, Ikonografie und Bedeutung des Lichts, zur Rolle von Barbara Uffer als Modell des Künstlers und zum Malstil des Divisionismus sowie zur Biografie von Giovanni Segantini.
Wohnsiedlungen, Kirchen, Schulen und Einkaufszentren sowie Möbel und Innenausstattungen: Das aussergewöhnliche Werk des St. Galler Architekten Heinrich Graf (1930-2010) ist bisher nur einem engen Kreis von Interessierten bekannt. Sehr zu Unrecht, wie dieses Buch erstmals aufzeigt. Grafs skulptural anmutende Wohnhochhäuser, seine Villa für den österreichischen Filmstar O.W. Fischer im Tessin, das futuristische Einkaufszentrum mit dem sogenannten 'Silberturm' in St. Gallen oder die filigrane Sporthalle auf der Kreuzbleiche gehören ebenso zu diesem reichhaltigen OEuvre wie seine sorgfältig in die Struktur der St. Galler Altstadt eingepassten und dennoch eigenständigen Wohn- und Geschäftshäuser. Dieses Buch stellt seine Bauten und insbesondere auch die Innenausstattungen und Möbel vor, die seinen Sinn für die Synthese von modernem Formenvokabular und kostbaren Materialien wie Marmor, Edelhölzer, Leder und Chromstahl beweisen. Eine längst fällige Würdigung.
Lamas auf Berggipfeln, im Schnee sich suhlende Kamele, Shrimps im voralpinen Hügelland - die Schweizer Landwirtschaft ist im Wandel. Nicht die ganze träge helvetische Agronomiemaschine, aber dennoch: In vielen Nischen blüht das Neue. Die Fotografin Claudia Schildknecht und die Autorin Alice Britschgi haben experimentierfreudige Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz begleitet und beobachtet, wie sie mit ungewohnten Tierarten - neben Kamelen und Shrimps auch Strausse, Kängurus, Zebus, Lamas oder Seidenraupen - und veränderten Methoden das traditionelle bäuerische Wirtschaften erweitern.
Nun erscheint ihre Reportage über die sich verändernde Heimat als Buch. Die beiden Autorinnen gehen darin den Fragen nach, ob sich derzeit eine neue Landwirtschaftskultur herausbildet und wie viel Schweizer Mentalität in einer Landwirtschaft mit exotischen Tieren erhalten bleibt. Mit genauem Blick porträtieren ihre Bilder und Texte diese Vermittlerinnen und Vermittler zwischen Tradition und Innovation und fragen nach Motivationen und Alltagserfahrungen. Ein originelles, erfrischendes Buch, das den Beweis erbringt, dass selbst die scheinbar grössten Selbstverständlichkeiten völlig neu gedacht werden können.
For centuries, the Alps were an almost insurmountable barrier on the way from Europe's north to the south, and vice versa. The Romans replaced some of the ancient narrow transalpine mule tracks with their famous roadways. Paved roads were introduced in the 19th century, soon followed by railroads with impressive bridges, viaducts, and tunnels. Today, 120 safe and comfortable highways and roads, as well as high-capacity railroad lines, serve as indispensable transit routes for Europe's people and economies. Without these passages, Switzerland would be an entirely different country: socially, culturally, economically, and militarily.
Through some 80 large-format color and black-and-white images, Alpine Passes of Switzerland demonstrates the boldness of the country's modern Alpine crossings, their infrastructure and beautiful landscapes. Additional historic photographs convey earlier generations' courage and pioneering efforts to build the roads and railtracks that connect Europe's nations. Supplementary essays trace the history of the Alpine passes and highlight their significance for Swiss national identity, explain their military importance, and describe the vision that preceded the construction of new base tunnels across the St. Gotthard and Lötschberg massifs between 1994 and 2016: the future of rail transit across the Alps lies deep underground.
Die Therme Vals, 1996 eröffnet, wurde in kürzester Zeit zu einer Ikone der schweizerischen und internationalen Architektur. Sie hat für den Bau von (Thermal-)Bädern Massstäbe gesetzt. Der Architekt Peter Zumthor (*1943), der zuerst Innenarchitektur und Design an der damaligen Kunstgewerbeschule Basel, anschliessend Architektur und Industriedesign am Pratt Institute New York studierte, realisiert seit 1979 mit seinem eigenen Atelier in Haldenstein herausragende Bauten, u.a. das Kunsthaus Bregenz (1997) oder das Kunstmuseum Kolumba Köln (2007). 2009 erhielt er für sein Gesamtschaffen den Pritzker Preis, den «Nobelpreis der Architektur». Dieses Buch dokumentiert mit Texten, Fotografien, Plänen und Zumthors Skizzen die Überlegungen und Entstehungsgeschichte der Therme Vals. Die Aufnahmen der Architekturfotografin Hélène Binet vermitteln, was man als Besucher erlebt: die Qualität des Baus und die elementaren Kräfte des Wassers, der Steine und des Tals, in dem sich dieses einmalig gebliebene Bad befindet.
Im Sommer 2015 verbrachten die weltbekannte Performance-Künstlerin Marina Abramovic und die Psychoanalytikerin Jeannette Fischer, die schon seit Jahren befreundet sind, vier Tage zusammen im Haus der Künstlerin im Hudson Valley. In freien assoziativen Gesprächen unterzogen sie Abramovics Biografie und Kunstschaffen - und deren wechselseitige Beziehung - einer eingehenden Betrachtung aus psychoanalytischer Perspektive. Abramovic erhoffte sich von diesem Austausch tiefere Einsichten in ihr eigenes Selbst, ihre Persönlichkeit und ihre Arbeit. Künstlergespräche gebe es viele, sagt sie, aber die Gelegenheit, mittels der Psychoanalyse Leben und Werk eines Künstlers kontextuell zu verknüpfen, biete sich selten.
Das aus diesen Gesprächen entstandene Buch ist weder psychologischer Bericht noch Fischers eigene Analyse der Künstlerin. Vielmehr bietet es einen Einblick in die Strukturen und Dynamiken, die dem Leben und Werk Abramovics zugrunde liegen. Die Gespräche werden ergänzt durch Kommentare von Fischer und Bilder diverser Performances von Abramovic, auf die in den Gesprächen Bezug genommen wird.