Heike Behrend studiert Ethnologie in den politisch bewegten Sechzigerjah-ren; ihre erste Feldforschung fuhrt sie Ende der Siebzigerjahre in die keniani- schen Tugenberge; Mitte der Achtzigerjahre begibt sie sich auf die Spuren der Holy-Spirit-Bewegung im Norden Ugandas. Wahrend der Aids-Epidemie arbeitet sie uber die katholische Kirche in Westuganda, und schlielich erforscht sie an der kenianischen Kuste die lokalen Praktiken von Straen-fotografen und Fotostudios. Diese Autobiografie der ethnografischen For-schung erzahlt keine heroische Erfolgsgeschichte, sondern berichtet von dem, was in den herkommlichen Ethnografien meist ausgeschlossen wird - die unheroischen Verstrickungen und die kulturellen Missverstandnisse, die Konflikte, Fehlleistungen sowie Situationen des Scheiterns in der Fremde. So ldt dieses Buch zu einem freimtigen Blick auf die Ethnologie als Poetik sozialer Beziehungen ein. In den wenig schmeichelhaften Namen - "e;Affe"e;, "e;Nrrin"e; oder "e;Kannibale"e; -, die der Ethnologin in Afrika gegeben wurden, wird sie mit fremder Fremderfahrung konfrontiert und muss sich fragen, welche Wahrheit diese Bezeichnungen zum Ausdruck bringen, welche koloniale Geschichte sie erzhlen und welche Kritik sie an ihrer Person und Arbeit ben. Mit dem Bericht ber vier ethnografische Forschungen in Kenia und Uganda in einem Zeitraum von fast fnfzig Jahren reflektiert Heike Behrend auch die Fachgeschichte der Ethnologie und die Vernderungen des Machtgefges zwischen den Forschenden und den Erforschten, die sie am eigenen Leib erfhrt.
Dieser Band versammelt die religionskritischen Schriften Bertrand Russels, darunter die titelgebende Rede Warum ich kein Christ bin, Nette Leute und Was ich glaube. Seine Reden und Essays bleiben dabei nicht nur reine Meinungsäußerung, sondern widerlegen geistreich und unterhaltsam religiösen Irrglauben und liefern Argumente, die selbst orthodoxe Fanatiker ins Grübeln bringen sollten. In Was ich glaube wird der Humanismus des Mathematikers, Philosophen und Pazifisten Bertrand Russell deutlich. Denn wenn Gott keine Option ist, müssen plötzlich andere Antworten auf wichtige Fragen gefunden werden: Wie sollen wir leben? Hat das Leben einen Sinn? Kurzweilig und bestechend zeigt Russell, dass ein selbstbestimmtes Leben nur ohne Religion möglich ist und dass eine gute Tat, die nicht aus freien Stücken begangen wird, letztlich die höchste Form der Heuchelei ist. Russells Reden und Essays - aktueller denn je - werden in der modernen und greifbaren Übersetzung von Grete Osterwald endlich wieder zugänglich für unsere Zeit, in der im Namen von Religionen nicht weniger Leid angetan wird als noch vor hundert Jahren.
Durfen die Armen wutend sein, durfen die an den Rand Gedrangten sich ihre Rechte erkampfen, notfalls mit Gewalt? Luther sprach ihnen im Zuge der Bauernkriege dieses Recht ab, ein anderer Reformator jedoch schlug sich auf ihre Seite und pragte die beiden Jahre des Aufstands entscheidend. Der Drucker, Utopist, Brandredner und Theologe Thomas Muntzer hatte nicht weniger als einen Sturz der Obrigkeit im Sinn - mit religiosen wie ganz und gar weltlichen Argumenten stellte er sich dem ausbeuterischen Feudalsystem entgegen. Der Preis fur seinen Mut war hoch: Fur seine sozialrevolutionaren Ideen wurde er bereits zwei Jahre nach Beginn der Aufstande enthauptet, doch sein Drangen nach Gerechtigkeit hat ebenso uberlebt wie das Selbstverstandnis der oberen Klassen, mit dem sie ihre Privilegien rechtfertigen. Vuillard setzt dieser auergewhnlichen historischen Figur ein fulminantes literarisches Denkmal und beweist mit seiner temporeichen Schilderung der Aufstnde, dass Mntzers Kampf nicht zu Ende, die Wut der Armen nicht erloschen und die in der Gesellschaft tief verwurzelte Ungerechtigkeit noch lange nicht beseitigt ist.