Der wiederholte Abschied von seiner Mutter in den aufwühlenden Tagen nach ihrem Tod ist Gian-Marco Schmids Fokus in seinem schonungslosen, aber feinfühligen autobiografischen Text. Zwischen einer Liebeserklärung und einer Bilanz versucht 'Abschiede von Mutter' das Unfassbare zu fassen. Schmid wählt dafür die Form eines akribischen Tagebuchs sowie Rückblenden auf markante Momente zwischen seiner Mutter und ihm. Ungeschönt zeigt er wie von einer naiven Liebe als Kind irgendwann nur das blanke Entsetzen und die Wut darüber bleiben, dass es keine Waffe gegen den übermächtigen Gegner Alkohol gibt. 'Abschiede von Mutter' ist ein seltener, authentischer Einblick in eine Familie am Rand der sozialen Verwahrlosung, ein starker und erschütternder Text und ein lautes Plädoyer gegen die Sucht.
Was soll die Ärztin Hannah mit den vier Wochen Zwangsferien anstellen? Zwischen Job und Kindern aufgerieben, weiß sie nun nichts mit sich anzufangen. Währenddessen folgt Rosette einer mysteriösen Einladung und erlebt ein aufregendes Abenteuer in einem Luxusresort. Hannahs Ex-Mann Lukas verliert sich dagegen nach einem misslungenen Kinderausflug zunehmend im Livestream eines alaskischen Nationalparks.
Dann löst Hannahs Begegnung mit der Patientin Alva eine Folge von Ereignissen aus, die die beiden jungen Frauen zu einem Ausloten der Grenzen zwischen Ich und Du, zwischen Wahn und Wirklichkeit verleiten: Grenzen, die immer mehr zu verwischen drohen.
Mit einem scharfen Blick für die Brüche und Grenzüberschreitungen in zwischenmenschlichen Beziehungen verdichtet Anna Stern in den vorliegenden Texten ihr Werk nochmals stark. In dieser mehrdimensionalen Identitätssuche stehen die Kapitel für sich, doch die Figuren, die Fäden, die in den Seiten von Alvas Notizbuch gespannt werden, hängen zusammen und schaffen - thematisch, sprachlich und atmosphärisch - ein großes Ganzes.
»blau der wind, schwarz die nacht.« ist einmal mehr ein meisterliches Werk von subtiler literarischer Wucht.