Nichts gegen Netflix unter der Kuscheldecke - aber wirklich romantisch wird's, wenn Verliebte einander im Bett Geschichten vorlesen. In diesem Buch sind Geschichten von zehn Frauen und zehn Männern versammelt. Mal süss und mal heiss, mal traurig oder lustig. Und nicht zu lang und nicht zu kurz. Der oder die Liebste soll ja nicht gleich einschlafen? Dieser bezaubernde Band enthält Klassiker der Weltliteratur von der Bibel über Gustave Flaubert bis zu Kurt Tucholsky, Peter Bichsel, Donna Leon und Doris Lessing, aber auch junge Autorinnen wie Rebekka Salm, Tasha Rumley und Fine Degen. Die Geschichten wurden von Alex Capus und vom Verleger Thomas Knapp gemeinsam ausgewählt. «Gutenachtgeschichten für Verliebte» ist ein wunderbares Geschenkbändchen für viele Gelegenheiten. In Leinen gebunden zudem auch ein haptischer Genuss.
Bänz Friedli hat die Gruppe verlassen - ein Grundgefühl, das mit dem Älterwerden zu tun hat, mit der Pandemie vielleicht auch, dem vermehrten Alleinsein. Jedenfalls ist es befreiend, nicht mehr dazugehören zu müssen. Es verpflichtet einen freilich auch, sich eigene Meinungen zu bilden. Friedli tut dies, als Beobachter unbestechlich, als Denker unabhängig. Wenn er scheinbar Unscheinbares schildert, wenn er für den Frauenfussball einsteht oder für Unterhaltung mit Haltung plädiert: für die Moral. Ob kolumnistische Miniaturen aus dem Alltag, ob Essays zu Gesellschaft und Politik - immer ist es ein Erzählen, das vermeintlich Kleines mit dem grossen Ganzen verbindet, immer hinterfragt er auch sich selbst. Und so, wie er als Kabarettist stets Erzähler bleibt, ist er als Autor auch witzig. Ein kleines Lesebuch, das zum Nachdenken einlädt. Und zu gelegentlichem Schweigen.