Elsa M. Anderson ist eine berühmte Konzertpianistin. Doch als sie in Wien Rachmaninows »Piano Concerto Nr. 2« spielen soll, vermasselt sie es. Sie verlässt die Bühne, und ihre Identität als Wunderkind wird auf einen Schlag unstet.
Drei Wochen später beobachtet sie auf einem Flohmarkt in Athen eine Frau, die zwei mechanische Tanzpferde kauft. Elsa fühlt sich auf sonderbare Weise mit der Unbekannten verbunden und hält sie für ihre Doppelgängerin. Sie beginnt die Frau zu suchen, mit ihr in Gedanken zu kommunizieren. Doch die Frau, nicht gewillt, sich widerstandslos zum Alter Ego machen zu lassen, läuft Elsa in den Straßen von Paris davon.
Und so versucht Elsa mithilfe und trotz ihres Doubles, ihrer Mütter, ihres Adoptivvater-Klavierlehrers, ihrer Liebsten und Schüler*innen ein neues Ich zu komponieren, ihre eigene Geschichte zu spinnen.
»Vielleicht tust du es, sagte sie.
Vielleicht tue ich was?
Nach Zeichen suchen.
Nach was für Zeichen?
Nach Gründen zu leben.
Es war kein Flüstern.«
Deborah Levy, wie auch in ihrer bekannten living autobiography stets auf der Suche nach den »missing female characters«, entwirft in Augustblau widerspenstige und liebenswerte Figuren, die sich selbstbestimmt entziehen, um dann wieder aufzutauchen und ihre Geschichten selbst zu erzählen.
Brodie Moncur hat das absolute Gehör und gilt als Genie unter den Klavierstimmern. Als er in Paris dem grandiosen Pianisten John Kilbarron begegnet, nimmt sein Leben eine dramatische Wendung. Rasch zeigt sich, dass Brodies Künste unverzichtbar für Kilbarron sind. Gemeinsam feiern sie Triumphe in ganz Europa, führen in St. Petersburg ein luxuriöses Leben, das Brodie, aufgewachsen in einem schottischen Dorf als Sohn eines tyrannischen Pfarrers, sich nie hätte erträumen lassen. Und doch ist das alles für Brodie unwichtig. Denn der wahre Grund, weshalb er in die Dienste des genialen, aber unberechenbaren Pianisten eingetreten ist, ist dessen Geliebte, die russische Sopranistin Lika.Brodie weiß, dass diese Liebe unmöglich ist, und setzt doch alles für sie aufs Spiel - auch sein eigenes Leben. Denn der Klavierstimmer, der mit wenigen Handgriffen über Erfolg oder Misserfolg eines Konzerts, ja einer Pianistenkarriere entscheiden kann, folgt seinem Herzen, das sich nicht umstimmen lässt.
Brazzaville Beach, ein Ort am Rande Afrikas. Die junge Verhaltensforscherin Hope Clearwater sitzt an diesem Strand, der ihr Zuhause geworden ist, und fragt sich, was sie hier eigentlich macht. Sie braucht Zeit, um sich von dem zu erholen, was geschehen ist. Zwei Geschichten will sie erzählen: Die erste spielt in England, wo sie mit einem genialen Mathematiker verheiratet war, eine Ehe, die fürchterlich gescheitert ist, die zweite in Afrika, dem Ort, an den sie geflüchtet ist. Sie beginnt, von den Schimpansen zu erzählen, die sie beobachtet hat, bis ihr Chef anfing, ihre Arbeit zu sabotieren. Und dann war da noch ihre Affäre mit Usman, einem ägyptischen Söldner, der aufseiten der kongolesischen Regierung im Bürgerkrieg kämpfte. Ein intellektueller Thriller, eine Abenteuergeschichte, vor allem aber ein großer Roman über Fragen der Schuld und des menschlichen Zusammenlebens.
Hollywood im Jahr des Börsencrashs. Der Privatdetektiv Hardy Engel kommt endlich aus dem Gefängnis frei. William R. Hearst, der mächtige Filmmogul und Verleger höchstpersönlich, hat unter dubiosen Umständen seine Entlassung erwirkt. Jetzt soll Engel herausfinden, wer den Boulevard-Tycoon erpresst. Dabei geht es um einen seltsamen Todesfall, der Hardy immer mehr interessiert: 1924 verstarb der berühmte Filmpionier Thomas Ince kurz nach seiner Geburtstagsfeier auf Hearsts Jacht. War es wirklich ein natürlicher Tod, wie alle Anwesenden bezeugten? Welche Rolle spielt Hearsts Liebesbeziehung mit der Schauspielerin Marion Davies, und war auch der deutsche Universal-Chef Carl Laemmle an Bord? Um der Wahrheit auf den Grund zu kommen, muss Hardy Engel zunehmend gegen seinen eigenen Auftraggeber ermitteln. Ein gefährliches Doppelspiel beginnt ...
In die fesselnde Handlung eingewoben sind zahlreiche Ereignisse und Personen aus Hollywoods goldenem Zeitalter: eine heikle Affäre von Charlie Chaplin, das Aufkommen des Tonfilms, Intrigen um die erste Oscar-Verleihung. Und die Dreharbeiten zur ersten Verfilmung von Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues, die Hardy Engel als Kriegsveteran beratend begleitet und die ihn zusammen mit Laemmle wieder in seine deutsche Heimat führt.
Wie kann sich der Einzelne in einer Welt, die zunehmend einengender wird, seine Freiheit bewahren? Ein Mann, der Inseln liebt, versucht es auf seine Weise: Er zieht auf eine einsame Insel, um sein eigenes kleines Paradies zu finden. Als er merkt, dass es dort nicht einsam genug ist, sucht er sich eine neue, noch einsamere Insel. Bis er schließlich ganz allein lebt, auf einer Insel mitten im Meer, nur den Elementen ausgesetzt. D. H. Lawrence schrieb diese kurze, geheimnisvolle Anti-Robinsonade 1926, gegen Ende seines Lebens. Wie eine lange verschollene Flaschenpost offenbart sie noch heute, fast hundert Jahre nach der Niederschrift, magische Botschaften. Ob der Mann, der Inseln liebt, am Ende sein Glück findet?
Mit sechzehn Jahren erfährt Cashel Greville, dass er nicht ist, wer er glaubte zu sein. 1799 im irischen Cork geboren, hätte er seine Eltern früh bei einem Schiffsunglück verloren, hat seine Tante Elspeth ihm gesagt. Jetzt eröffnet sie ihm: Sie selbst ist seine Mutter, er der uneheliche Sohn eines Adeligen. Sein ganzes Dasein eine himmelschreiende Lüge! Immerhin, sagt er sich, gehört sein Schicksal jetzt ihm, und keiner kann ihn daran hindern, sich neu zu erfinden. Und das tut er nicht zu knapp im Lauf seines Lebens, das das gesamte 19. Jahrhundert währt und Cashel um den ganzen Erdball treibt. Als Trommler der britischen Armee wird er bei der Schlacht von Waterloo verwundet, als Soldat der East India Company Zeuge eines Massakers in Sri Lanka, in Pisa trifft er auf die Shelleys und Byron, in Ravenna verliebt er sich unsterblich. Cashel wird Reisender, Schriftsteller, Gefangener, Farmer, Bierbrauer, Konsul, Liebhaber, Ehemann, Vater und vieles mehr. Bösewichte und Betrüger kommen ihm in die Quere, doch immer eilt ihm auch ein treuer Freund zu Hilfe. Cashels Lebensgeschichte ist abenteuerlich, romanhaft, ja romantisch, und doch ist sie wahr - oder nicht? Ein lebenspraller, weltumspannender, funkelnder Roman, der uns tief in die Epoche der Romantik eintauchen lässt.
Am 30. Mai 1939 wurde er beerdigt - der bankrotte Schriftsteller, der sieben Jahre zuvor zu den bestbezahlten Journalisten Deutschlands gehört hatte: Joseph Roth. Viele waren gekommen. Aber nur eine wurde von Weinkrämpfen geschüttelt: Andrea Manga Bell, verheiratet mit dem designierten König des Duala-Volkes in Kamerun, Mutter zweier Kinder, Redakteurin. Sie war Roths große Liebe, sein erotisches Ideal, Struktur seines Daseins, geistige Inspiration und unbezahlte Sekretärin. Die Schönheit aus gebildetem bürgerlichen Hause zog mit dem bald hoch verschuldeten Roth, den sie zugleich hässlich und unwiderstehlich fand, von Hotel zu Hotel. Konnte sie den Heimatlosen davor bewahren, seine Ängste und Zweifel in Alkohol zu ertränken? War sie, die nirgendwo- und überallhin gehörte, ihm eine Heimat? Die Geschichte dieser Liebe begann 1929 in einer Villa bei Berlin, als Joseph Roth sich in die gescheite Frau im quittengelben Badeanzug vernarrte und sie sich in ihn, den blauäugigen Schicksalserfinder mit den absurd schmalen Offiziershosen, den Juden aus einer Kleinstadt am äußersten Rand des österreichisch-ungarischen Reichs. Er war zärtlich und krankhaft eifersüchtig, wahrhaftig und verlogen, vergötterte und verleumdete sie. Und konnte ohne sie nicht leben. Diese Geschichte wurde noch nie erzählt.
Die Kommissarinnen Mara Rais und Eva Croce sind nicht begeistert, als sie in die Abteilung für ungeklärte Verbrechen des Polizeipräsidiums von Cagliari im Süden Sardiniens zwangsversetzt werden. Die eine ist gebürtige Sardin, nicht auf den Mund gefallen und damit schon manches Mal angeeckt. Die andere, eine Mailänder Spezialistin für Ritualmorde, steht privat vor einigen Herausforderungen und wurde suspendiert. Das Büro der neu gegründeten Abteilung Cold Cases: ein staubiger Keller voller alter Akten. An der Seite der beiden Ermittlerinnen: der todkranke Moreno Barrali, seinerseits Ispettore capo der Polizia di Stato. Er will in den wenigen Monaten, die ihm noch bleiben, einen alten Fall lösen: Vor Jahrzehnten wurden zwei Frauen am Tag der Toten in der Nähe von nuraghischen Brunnentempeln brutal ermordet. Ritualmorde, denkt Moreno Barrali. Doch seine Vorgesetzten glauben nicht an seine Theorie. Das Team begibt sich auf die Spur eines uralten Kults - und auf einmal wird der Cold Case brandheiß: Eine zweiundzwanzigjährige Frau ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Ein drittes Opfer?
Eigentlich sieht alles nach einem natürlichen Tod aus. Dennoch bittet die Witwe des Ex-Polizisten Terry McCaleb Harry Bosch, Nachforschungen anzustellen. Die Hinweise führen Bosch nach Nevada, wo er auf FBI-Agentin Rachel Walling trifft. Eine Nachricht des seit Jahren tot geglaubten »Poeten«, einem Serienmörder, der Gedichtzeilen von Edgar Allan Poe an den Tatorten hinterließ, hat sie hierher verschlagen, zu einem Massengrab in der Mojave-Wüste gleich hinter der kalifornischen Grenze. Die beiden Außenseiter tun sich zusammen: Walling, die beim FBI in Ungnade gefallen ist, nachdem sie den Poeten zwar angeschossen hat, er aber entkommen konnte, und Bosch, der als Privatdetektiv ermittelt, dem ohne Dienstmarke aber mitunter die Hände gebunden sind. Beide Ermittler glauben, dem hochintelligenten Serienkiller dicht auf den Fersen zu sein. Aber für den Poeten gelten nur seine eigenen Regeln, und er hat noch eine Rechnung mit Walling offen ...
"Angela Davis' Autobiographie, 1974 von Toni Morrison erstmals herausgegeben, ist ein Klassiker der Schwarzen Befreiungsbewegung. Nun erlebt das Buch nach fast fünfzig Jahren eine Neuauflage, die beweist, wie aktuell antirassistische, feministische und sozialistische Kämpfe für Freiheit und Gerechtigkeit heute noch immer sind.
In Eine Autobiographie beschreibt Angela Davis ihren Lebensweg;erzählt von ihrer Kindheit auf dem sogenannten Dynamite Hill in Birmingham, Alabama, von ihrer Arbeit mit der Kommunistischen Partei, der Black Panther Party und den Soledad Brothers und wie sie von einer Professorin zu einer der vom FBI meistgesuchten Personen wurde.
Als Toni Morrison der damals 28-jährigen Angela Davis vorschlug, ein Buch über ihr Leben zu verfassen, war diese erst skeptisch, wollte der Tendenz, Geschichte zu individualisieren, nicht weiter Vorschub leisten. Und so schrieb sie eine zutiefst politische Autobiographie, die den Blick hinaus in die Welt niemals vernachlässigt.
»Ich habe also nicht wirklich über mich selbst geschrieben. Ich habe die Ereignisse meines eigenen Lebens nicht an ihrer persönlichen Bedeutung gemessen. Vielmehr habe ich versucht, das Genre der Autobiographie zu nutzen, um mein Leben im Einklang mit dem, was ich für die politische Bedeutung meiner Erfahrungen hielt, zu betrachten.«
Brillant, feurig und mit Nachdruck geschrieben, ist Eine Autobiographie ein unvergesslicher Bericht über ein Leben, das dem radikalen Wandel verpflichtet war und ist.
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Alice Frances Armitage, bis vor Kurzem Detective Constable bei der Mordkommission der Metropolitan Police im Norden Londons, weiß, wie man für Recht und Ordnung sorgt. Aber da, wo sie ist, nützt ihr das gar nichts. Nicht, weil es in Psychiatrien eben grundsätzlich chaotisch zugeht, sondern weil sie selbst Patientin ist. Seit ihr Kollege bei einem Routineeinsatz erstochen wurde, leidet sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Der Alkohol und die Drogen haben sicher auch nicht geholfen, und nachdem Alice ihrem Freund eine Weinflasche über den Kopf gezogen hat, war es mit dem Verständnis ihres Arbeitgebers endgültig vorbei. Wenn sie die psychiatrische Akutstation wieder verlassen darf, will Alice ihre Wiedereinstellung durchboxen. Aber auch ohne Dienstmarke beginnt sie sofort Nachforschungen anzustellen, als einer ihrer Mitpatienten ermordet wird. Die Polizei will sie nicht einbeziehen, und so muss sie heimlich Beweise sammeln und sich auf die wenigen Kontakte verlassen, die sie noch hat. Alices Leben gerät endgültig aus den Fugen, als sie merkt, dass sie niemandem auf der Station trauen kann - am wenigsten sich selbst.
Als Dr. Widbert Schmäh, Rechtsanwalt in St. Moritz und die graue Eminenz des Engadins, Capaul ins Hotel Kronenhof nach Pontresina zitiert, hat der Ex-Polizist dem wenig entgegenzusetzen. Ein Gast wurde tot in seinem Zimmer aufgefunden. Ein natürlicher Tod, um den kein Aufheben gemacht werden soll, heißt es. Allerdings ist auch eine beträchtliche Menge Bargeld verschwunden, und Capaul soll sich im Hotel umhören. Diskret wohlgemerkt. Capauls Ziehtochter, die ihn begleiten darf, ist hin und weg: Eine Lobby mit Marmorsäulen wie in einer Kirche, ein goldener Lift, ein Garten mit Blick über das ganze Tal - Lisa bleibt vor Staunen der Mund offen stehen. Schmähs Interesse an der Aufklärung des Falls ist nicht ganz selbstlos, unterhielt er doch gewisse Geschäftsbeziehungen zu dem Toten, über die, warnt der Anwalt, Capaul besser nicht zu viel wissen sollte. Lisa fasst die Situation treffend zusammen: »Papas Problem ist, dass er immer Tote findet, egal wo er hingeht ...«
Bars gibt es viele. Solche mit Klasse aber nur wenige. Die Kronenhalle Bar in Zürich ist seit Mitte der sechziger Jahre ein Mekka für Drink- und Kunstliebhaber. Ganze vierzig Jahre lang stand Chef de Bar Peter Roth hinter dem Tresen. »Meines Erachtens der kompetenteste Barkeeper überhaupt« (Dieter Meier, Yello), eine »Legende«, so die NZZ.Für dieses Buch hat Roth die besten Cocktailrezepte der Welt versammelt, von A wie Absolute Butterfly bis Z wie Zombie. Zur Seite stehen ihm renommierte Autoren, die den Blick vom Glas wieder auf die Umgebung lenken: das Interieur von Trix und Robert Haussmann in warmem Mahagoni, die Alabasterleuchten der Brüder Giacometti und die Originale von Picasso, Matisse, Miró (dessen Gemälde einmal geklaut wurde, aber rasch wieder auftauchte, der Dieb selbst verriet den Fundort) und vielen anderen. Auch die Geschichte der Bar und ihrer Gäste wird erzählt: von den frühen Tagen, als man hier Yves Saint Laurent, Friedrich Dürrenmatt oder Marc Chagall antraf, bis in die jüngste Vergangenheit mit Gästen wie Roger Moore, Tina Turner und Woody Allen.
Der Hirt der Altsäss, einer Alp hoch auf dem Calanda, liegt tot im Käsekessel. Die Milch ist vom Blut rot verfärbt, der Schrecken groß: Toni wurde erschlagen. Gefunden hat ihn die Sennerin Freya Schwarz, welche die Kuhalp mit ihren beiden Schwestern behirtet. Die drei jungen Frauen stellen sich tagtäglich dem harten Alpleben, doch seit sie die Sennerei führen, wird jede Samstagnacht auf dem Tanzboden gefeiert. Das zieht neben drei rauflustigen Holzknechten auch allerlei Leute aus dem Churer Rheintal an, sodass sogar der Pfarrer davon erfährt und vor dem gottlosen Tun warnt. Bald darauf wird im Schelmentobel unterhalb der Alp seine Leiche gefunden. Landjäger Caminada und sein bester Freund, Erkennungsfunktionär Peter Marugg, werden auf den Berg gerufen, um die Morde aufzuklären. Ihre Ermittlungen gestalten sich schwierig, versetzen sie zehn Jahre zurück ins Jahr 1943, als am Calanda tagelang der größte Waldbrand in der Geschichte der Eidgenossenschaft wütete. Spätestens als ein drittes Opfer gefunden wird, müssen die beiden Männer mit Schaudern erkennen, dass das Böse viele Gesichter trägt und der Berg auch für sie tödliche Gefahren bereithält ...
Algonquin Bay, ein kleines Nest in Ontario im Südosten Kanadas, ist im Winter ein unwirtlicher Ort. Die Eisdecke auf dem See hielte einem Güterzug stand, und das Schlafzimmer in seiner Holzhütte kann Detective John Cardinal als Kühltruhe nutzen. Nicht nur die Kälte, auch die Einsamkeit macht Cardinal zu schaffen, seit seine Frau in eine Psychiatrie eingewiesen wurde und die Tochter an der Eliteuniversität Yale Kunst studiert. Als spielende Kinder auf einer Insel im See eine Leiche entdecken, fühlt sich Cardinal, den man ins Dezernat für Eigentumsdelikte versetzt hat, erst nicht zuständig. Doch bei dem in einem Eisblock gefrorenen Körper handelt es sich um die dreizehnjährige Chippewa Katie Pine, die Monate zuvor entführt worden ist. Entgegen der Meinung seines Vorgesetzten war Cardinal von Anfang an von einem Gewaltverbrechen überzeugt und ist erleichtert, endlich weiter ermitteln zu dürfen. Weniger erfreut ist Cardinal über seine neue Partnerin Lise Delorme, die zuletzt für die Abteilung Sonderermittlungen tätig war. Hat sie womöglich den Auftrag, Cardinal auszuspionieren? Denn der hat tatsächlich etwas zu verbergen. Cardinals Sorgen werden nicht weniger, als weitere Leichen gefunden werden ...
Während seine Frau im hochherrschaftlichen Hôtel de Ville ihr Amt als Pariser Bürgermeisterin antritt, wird Commissaire Lacroix zu einem Tatort gerufen: Céline Cantin - blond und außergewöhnlich schön - liegt tot in ihrer Wohnung. Sie ist zurechtgemacht und trägt ein elegantes Kleid, als hätte sie eine Abendveranstaltung besucht. Ist der Täter ihr bis nach Hause gefolgt? Würgemale weisen auf ein Gewaltverbrechen hin. Aber was war das Motiv? Ein Raubüberfall kann es nicht gewesen sein: Die teure Uhr des Opfers hat der Mörder zurückgelassen. Nach der Obduktion wird ein Sexualdelikt ausgeschlossen, und auch das Leben der Frau, die in den Galeries Lafayette arbeitete, gibt Lacroix keinerlei Anhaltspunkte. Dem Commissaire schwant Böses: Wenn die Frau ein Zufallsopfer war, kann auch der Polizei nur der Zufall helfen. Dann wird eine zweite blonde Frau tot aufgefunden ...
Als Mr Chipping, von seinen Schülern liebevoll »Chips« genannt, in den 1930er-Jahren in Rente geht, zieht er nur auf die gegenüberliegende Straßenseite. Brookfield ist ein durchschnittliches englisches Internat für Jungen, nicht mehr und nicht weniger, aber für den Latein- und Griechischlehrer Mr Chipping war Brookfield sein Leben. Wenn er bei der Hausherrin Mrs Wickett am Kamin sitzt, kommen ihm so viele Erinnerungen, dass er manchmal überlegt, ein Buch zu schreiben. Aber muss all das anderen nicht gewöhnlich erscheinen? Mr Chipping erinnert sich an Zeiten, als es noch keine Elektrizität an der Schule gab und ein »Lampenjunge« zur Belegschaft zählte, und an die ersten Fahrräder. Tausende Gesichter ziehen vor seinem inneren Auge vorbei. Viele seiner Schüler hat er überlebt, sie sind im Krieg gefallen. Als junger Mann war Mr Chipping an einer Schule wegen mangelnder Disziplin gescheitert, fortan versuchte er, sich mit einer Aura der Strenge zu umgeben - bis er die lebensfrohe Katherine kennenlernte, die seine milde, humorvolle Seite zum Vorschein brachte. Trotz ihres Tods nach nur vier Jahren Ehe hat er sich ihren warmherzigen Blick auf die Welt bewahrt. Dass er keine eigenen Kinder hat, bedauert Mr Chipping nicht - Generationen liebten ihn. Wie viel mehr kann man bewirken, was sonst sich vom Leben wünschen?
Desillusioniert von der Heuchelei beim LAPD, hat Harry Bosch seinen Dienst quittiert. Aber Bosch wäre nicht Bosch, wenn er sich davon abbringen ließe, für die Toten einzustehen: Er hat Akten ungelöster Fälle mitgehen lassen. Besonders der Fall Angella Benton, die vier Jahre zuvor während eines Filmdrehs in Hollywood erwürgt wurde, lässt ihn nicht los. Kurze Zeit nach dem Mord wurden zwei Millionen Dollar am Set geraubt, und die Polizei glaubte, dass mit der Beute ein Ausbildungslager der Al-Kaida finanziert werden sollte. Damals, in der aufgeheizten Atmosphäre nach 9/11, konnte ein solcher Verdacht einen einfachen Mord schon mal vergessen machen ... Bei seinen Nachforschungen gerät Bosch schnell in Konflikt mit seinen alten Kollegen und dem FBI - und selbst ins Fadenkreuz der Ermittler.
Die Winter in Graubünden können lang sein, und so schlafen Murmeltiere bis zu neun Monate. Der kleine Linard, ein Murmelibuab, ist alles andere als verschlafen, dafür ist er nämlich viel zu neugierig. Und Linard staunt nicht schlecht, als er auf einer abenteuerlichen Reise ein dampfschnaubendes Ungeheuer, ja sogar einen Löwen und andere wilde Tiere kennenlernt. Aber am schönsten ist es doch zu Hause im Oberengadin, ob im Herbst, wenn die Lärchen golden leuchten, oder im schneeweißen Winter. Jedenfalls hat der Murmelibuab am Ende so viel erlebt, dass er sich einen langen Winterschlaf mehr als verdient hat. Das Bilderbuchdebüt von Bestsellerautor Philipp Gurt, heimelig und wunderschön illustriert von Alexander Rys.
Ein vierzigjähriger Mann wandert in den kargen Nordwesten der Republik Irland aus. Das windumtoste ehemalige Schulhaus aus dem Jahr 1894, das er gekauft hat, stellt sich als Gravitationszentrum der spärlich besiedelten Gegend heraus, sind dort doch nahezu alle Nachbarn zur Schule gegangen. Bald glaubt er, die ehemaligen Schülerinnen und Schüler erzählen zu hören, vereint ihre Stimmen zum Chor der Ungehörten und taucht tief ein in die leidvolle und mythenreiche Geschichte des Landes. Er spielt mit im Fußballclub, lernt verschrobene Farmer kennen, mit denen er Torf sticht und trinkt, freundet sich mit einem Einzelgänger und Carrommeister an, der wie er alleine in den Hügeln Donegals lebt, und bekommt doch jeden Tag vor Augen geführt, dass er hier am Rande Europas tatsächlich in der Fremde gelandet ist. So irritiert wie amüsiert lauscht er den Gesprächen in den Pubs, Oasen der Gemütlichkeit, die weit versprengt in der menschenverlorenen, verregneten Gegend liegen, beobachtet Vögel und Schafe, erlebt Macht und Schönheit des Atlantiks, verliebt sich in die Geigerin einer Folkband und staunt über das Schauspiel, das ihm die gewaltige Natur vorführt - ob er sich dafür nun interessiert oder nicht.
Der Legende nach soll selbst Cäsar sich nicht getraut haben, ihn zu betreten: den sagenumwobenen Schwarzwald. Kriminalhauptkommissar Johann Briamonte weiß, warum er seine Heimat verlassen hat, aber nicht genau, warum er zurückkehrt. Auch die Wiedersehensfreude seiner Mutter hält sich in Grenzen, als Briamonte unangekündigt vor ihrer Tür steht und ihr eröffnet, einen renovierungsbedürftigen Hof ganz in der Nähe seines Elternhauses gekauft zu haben. Noch ehe die Bauarbeiten beginnen, wird Briamonte zu seinem ersten Fall gerufen: Gianrico Masiero, Kellner im Hotel Zum Roten Fuchsen in Menzenschwand, wurde unweit eines Hochsitzes durch einen Kopfschuss getötet. Wer hatte es auf den jungen Mann abgesehen? Und was hat den Italiener überhaupt in die hinterste Ecke des Schwarzwalds verschlagen? Briamonte und seine Kollegen vom Kriminalkommissariat in Waldshut-Tiengen nehmen die Ermittlungen auf. Jäger gibt es einige zwischen St. Blasien und Feldberg, aber keine der registrierten Waffen ist geeignet, einen derart präzisen Schuss aus einer solchen Entfernung abzugeben. Und dann verschwindet auch noch eine junge Frau aus der Ukraine, auch sie Aushilfe im Hotel Zum Roten Fuchsen ...
Die renommierte Kunsthandlung Hellstein & Oehring, ansässig in der Freiburger Altstadt, hat zum Empfang in die prachtvolle Jugendstilvilla Ferrette in St. Blasien geladen. Die unbeschwerte Zusammenkunft endet jäh, als Julian Jeltsch, der Auszubildende der Kunsthandlung, zwei Stockwerke in die Tiefe stürzt. Oder gestoßen wurde? Jeltsch ist auf der Stelle tot, und er nimmt ein Geheimnis mit ins Grab: Wenige Wochen zuvor hat eine ältere Dame ihre Dachbodenfunde der Galerie vorgelegt. Solche Leute bringen selten etwas von Wert, und so traute der Galerist Martin Oehring seinen Augen nicht: eine Ölskizze zum »Turm der blauen Pferde« von Franz Marc aus dem Jahr 1913, ein Werk von unschätzbarem Wert. Kurzerhand entschied Oehring, die Kundin im Ungewissen zu lassen, und beauftragte stattdessen den unangepassten, aber überdurchschnittlich talentierten Jeltsch, unter dem Siegel der Verschwiegenheit eine Kopie anzufertigen ... Und jener Jeltsch ist nun tot! Auch Hauptkommissar Briamonte ist auf dem Empfang zugegen. Statt die Renovierung seines Schwarzwaldhofes voranzutreiben, sich in der einstigen Heimat neu einzugewöhnen und den Sommer in seinem verwilderten Obstgarten zu genießen, muss er nun Licht in die dunklen Machenschaften des Galeristen bringen. Denn Jeltsch bleibt nicht der einzige Tote.