Das Fülscher-Kochbuch ist ein Standardwerk der Schweizer Küche. Wer ein Rezept oder eine Zubereitungsart sucht und nirgends findet, wird im Fülscher selten enttäuscht. Die erste Ausgabe des Werks erschien 1923, sie stammte von Anna Widmer. Elisabeth Fülscher betreute das Kochbuch nach dem Tod ihrer Mentorin weiter und gab weitere Ausgaben im Selbstverlag heraus.
Elisabeth Fülscher hat ihr Buch immer wieder angepasst. Mit der kommentierten Neuauflage wird diese Tradition fortgesetzt - so, dass das Original erhalten bleibt. Denn «das Fülscher» ist nicht nur ein Kochbuch, sondern auch ein wichtiges Zeitdokument. Es zeigt die Zubereitung von Nahrung im privaten Haushalt, die sparsame Verwendung und Rationierung von Lebensmitteln in den Kriegsjahren und den Wandel der Vorstellungen, was eine gesunde Ernährung ausmacht.
Die Kommentare sind Hinweise zu den Rezepten, Fachtexte zu aktuellen Kochtechniken und Essays zum Wandel der Koch- und Esskultur. Sie machen aus dem Werk von Elisabeth Fülscher nicht nur ein zeitgemässes Kochbuch, sondern auch ein Lesebuch zur Kultur und Geschichte des Kochens und Essens in der Schweiz.
Die Schweiz sucht ihre Rolle in Europa und der Welt nicht erst seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Mit dem schrittweisen Aufbau der Europäischen Union und dem Ende des Kalten Krieges (1989) hat sich die internationale Lage unseres Landes von Grund auf geändert. Die Schweiz muss sich überlegen, welche Haltung sie als Staat mitten in Europa einnimmt und wie sie sich nach dem Untergang der bipolaren Welt positioniert. In diesen Diskussionen spielt die Neutralität eine zentrale Rolle.
Aus der Staatsmaxime ist ein nationales Identitätsmerkmal geworden. Woher kommt diese tiefe Verankerung in der Bevölkerung? Wie konnte die Neutralität die Identität des Landes dermassen prägen? Wie, wann und warum entstand sie? Und können aus der Vergangenheit Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt werden?
Der Blick auf 400 Jahre Neutralitätsgeschichte gibt Antworten auf diese Fragen. 50 Jahre nach dem monumentalen Werk von Edgar Bonjour (1965-1970) legt der Historiker Marco Jorio eine neue Gesamtdarstellung zum Thema auf der Basis der Forschungen der letzten Jahrzehnte vor.
Eugen Huber (1849-1923) ist der bekannteste Jurist der Schweiz. Aus seiner Feder stammt das Zivilgesetzbuch (ZGB), das 1912 in Kraft getreten ist. Es brachte erstmals landesweit einheitliche Regelungen für zentrale Bereiche des privaten Lebens: Ehe und Familie, Eigentum und Erbschaft. Diese Themen betrafen heftig diskutierte Fragen der damaligen Zeit. Sie verlangten Stellungnahmen zur Agrarkrise, zur Frauenbewegung, zu sozialistischen Staatskonzepten und zur Energiegewinnung aus Wasserkraft. Die Autorin zeigt auf, welche Positionen Huber bezog und wie sich seine gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen im Gesetz niederschlugen. Sie schildert ausserdem taktische Schachzüge, mit denen Huber für seinen Entwurf kämpfte und die Schweizer Bevölkerung von der Wichtigkeit eines einheitlichen Zivilrechts zu überzeugen suchte. Hubers intensiver Einsatz war von Erfolg gekrönt. Das ZGB wurde vom Parlament einstimmig angenommen und im Ausland als Vorzeigemodell gefeiert. Insbesondere die Volkstümlichkeit des Gesetzestextes erhielt Zuspruch und Lob. Viele der von Eugen Huber geschaffenen Normen gelten bis heute unverändert weiter.
Das Tessin ist ebenso spröde Transitlandschaft wie eine der schönsten Regionen Europas. Es liegt peripher am Südrand der Schweiz, ist aber auch Teil des Metropolitanraums Mailand/Lombardei. Offenheit und Abgrenzung bestimmten den Kanton seit Jahrhunderten. «Grenzland Tessin» beschreibt die wichtigsten Entwicklungen von 1945 bis heute. Ob in Wirtschaft, Verkehrsinfrastruktur, Politik oder Kultur - prägend waren atemberaubende Fortschritte wie auch Missverständnisse und verpasste Chancen.
Der Autor beleuchtet den Kanton von innen und zeigt die wechselhafte Beziehungsgeschichte zum Rest der Schweiz. Entstanden ist ein facettenreiches Buch, das von weit mehr erzählt als vom Sehnsuchtsort mit Palmen unter südlicher Sonne. Das unterstreichen die Fotos des renommierten Tessiner Fotografen Alberto Flammer.
Alex Oberholzer, bekannter Filmredaktor und heute 69 Jahre alt, erzählt von seiner aussergewöhnlichen Kindheit. 1953 kam er mit Missbildungen an Hand und Fuss zur Welt. Im Jahr darauf erkrankte er an Kinderlähmung. Die folgenden zwölf Jahre erlebte der teilweise gelähmte Junge in der hermetisch abgeschlossenen Welt des Kinderspitals Affoltern, in der es fast nur Frauen gab: Frauen mit weissen Häubchen - liebevoll zugewandte ebenso wie unerbittlich strenge, die ihn faszinierten und prägten. Der Autor berichtet von Prothesen, Schienen und Korsetts, von Höhen und Tiefen und seinem ersten Kinoerlebnis. Alex Oberholzers Geschichte ist keine Anklage. Mit Verwunderung und Humor blickt der Autor aus heutiger Sicht zurück. Er berichtet auf berührende Weise von Kuriosem und pädagogisch Fragwürdigem. Und er sagt, dass ihn seine besondere Kindheit auch besonders stark gemacht habe. Mit einem Nachwort von Prof. Dr. Andreas Meyer-Heim, Chefarzt Kinder-Reha Schweiz, Universitäts-Kinderspital Zürich.
Die Gründer der Firma Abacus hatten keinen Plan, als sie in den 1980er-Jahren eine Softwarefirma starteten - ausser, dass sie nicht angestellt sein wollten. Seit 1984 haben sie konsequent alles anders als «die anderen» gemacht. Sie haben mit den Schultern gezuckt, als man sie im New-Economy-Hype zu Millionären machen wollte und sich immer wieder mit den «Grossen», seien es Behörden oder Konzerne, angelegt. Ihr Fokus lag auf den Mitarbeitenden und auf gutem Essen, gutem Wein, tollen Partys und Kultur. Und darauf, die beste Software zu entwickeln. Seit 1984 sind in der Schweiz immer wieder Software-Firmen gegründet worden und später wieder untergegangen. Multinationale Grössen wie Microsoft und SAP haben grossspurig angekündigt, den Schweizer KMU-Markt zu erobern - und sind gescheitert. Der Autor, selbst Insider, erzählt die aussergewöhnliche Geschichte von Abacus und der Schweizer Software-Industrie.
Die Zeiten, als täglich Tausende von Werktätigen in riesigen Fabrikhallen ihrer Arbeit nachgingen, gehören in der Schweiz grösstenteils der Vergangenheit an. Gleichzeitig steht das Land im Bereich der technologischen Innovation bis heute an der Weltspitze. Die Schweiz ist als Industriestaat zum reichsten Land der Welt geworden. In den letzten Jahrzehnten ist das Land als Produktionsstandort stark unter Druck gekommen; Betriebsschliessungen, Abbruch und Umnutzung von Industrieanlagen haben die letzten Jahrzehnte geprägt. Hans-Peter Bärtschi aus Winterthur ist der beste Kenner der Schweizer Industriegeschichte. In einer beeindruckenden Tour d'Horizon schildert er die vielfältigen Erfolgsgeschichten, wirft aber auch einen kritischen Blick auf den Abbau und Ausverkauf der letzten Jahrzehnte. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Werkplatz Schweiz.
Die Ems-Chemie ist eines der bekanntesten Industrieunternehmen der Schweiz und der wichtigste private Arbeitgeber in Graubünden. Ursprünglich hiess sie Holzverzuckerungs A.G. und war ein Kind der Kriegswirtschaft. Mit öffentlichen
Mitteln gebaut und betrieben, stellte sie Ersatztreibstoff aus Holzabfällen her. Als Benzinimporte nach dem Krieg den teuren Treibstoff überflüssig machten, räumte der Bund dem Emser Werk eine subventionierte Übergangsfrist ein. Bis 1955 musste es sich am Markt positionieren - oder dichtmachen.
Die waghalsige Transformation zu einem rentablen Chemie-Unternehmen steht im Zentrum dieses Buches. Dank hartnäckiger Recherchen kann die Autorin zeigen, wie Firmengründer Werner Oswald mithilfe deutscher Berater und Spezialisten mit NS-Vergangenheit eine Kunstfaserproduktion aufbaute. Um neue Absatzmöglichkeiten für den Treibstoff zu schaffen, stieg er auch ins Waffengeschäft ein. Ingenieure aus Peenemünde, dem Geburtsort von Hitlers «Wunderwaffe» V2, entwickelten in Ems eine Rakete, andere konstruierten Zünder und Minen, während Schweizer Chemiker an einer Napalm-Variante tüftelten, die später in Kriegen in Burma, Indonesien und im Jemen eingesetzt wurde.
Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837-1898) war zeitlebens eine europäische Prominenz, die interessierte und bis heute fasziniert. Zeitungsartikel, Zeitschriften, Filme, TV-Serien und Bücher berichteten immer wieder über die rebellische Kaiserin und festigten das Bild der exzentrischen Regentin. Im multimedialen Gewitter kam der Bezug zur Schweiz stets zu kurz. Sisi gefiel hier die Ursprünglichkeit der Natur, kombiniert mit der Distanz zum kaiserlichen Hof. Sie vertraute dem Land mehr als dem grossen Kaiserreich ihres Gatten. Immer wieder weilte sie in Bern, Zürich, Lugano oder auf der Rigi - oftmals inkognito. Als sie Sorgen plagten, liess sie Klosterfrauen in Trachslau für sich beten. Dass sie in Genf auf tragische Weise einem Attentat zum Opfer fiel ist zwar bekannt, aber kaum, dass sie bei der dortigen Bank Rothschild ihr Privatvermögen angelegt hatte. Michael van Orsouw erzählt in knappen anschaulichen Kapiteln über die Bezüge der Kaiserin zur Schweiz und ergänzt damit ihre Lebensgeschichte dank neuer Quellen und Dokumente um unbekannte Aspekte.
1834 gründeten die Gebrüder Johann Jakob und Salomon Sulzer zusammen mit ihrem Vater in Winterthur eine Giesserei mit Dreher- und Schlosserwerkstätte. Was vor 180 Jahren als kleiner Familienbetrieb begann, wuchs im Lauf der Zeit zu einem weltweit operierenden Konzern heran. Anna Bálint schildert die Herausforderungen, die sich Sulzer auf diesem langen, mitunter steinigen Weg stellten. Sie geht auf unternehmensspezifische Themen ein und behandelt neben wirtschaftshistorischen Zusammenhängen auch die Frage, auf welche Weise Sulzer unter dem Diktat des Marktumfelds seine Wandlungsfähigkeit entfaltete. Zahlreiche Quellen sowie Zeitzeugenberichte von ehemaligen und heutigen Sulzeranern geben Einblick in die Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Sulzer als exemplarisches Beispiel eines Schweizer Industrieunternehmens im Wandel wird in dieser Gesamtschau erstmals greifbar.
From craft workshop to international company - founded in 1802 as a small smithy for cast steel in Schaffhausen, Georg Fischer Ltd (GF) is today a global corporation. Famous photographers such as Jakob Tuggener and Max Graf follwed this development, and their photo reportages are unique documents of technological and industrial history. "Vibrant Industry" marks the centenary "100 Years of GF at Klostergut Paradies" and makes selected photographs from the Corporate Archive available for the first time. Together with absorbing texts, contemporary history is brought to life.