Der Schriftsteller Gérard de Nerval gehörte zur französischen Romantik und war mit Victor Hugo, Théophile Gautier und Heinrich Heine befreundet. Stets in Geldnöten und zunehmend von Wahnvorstellungen gequält veröffentlichte er vor allem Reiseberichte und Erzählungen und war als Übersetzer aus dem Deutschen tätig. Sein bis heute bekanntestes Werk ist die wie ein Traum des Ich-Erzählers aufgebaute Erzählung »Aurelia«, die Geschichte einer fatalen Liebe, deren phantastisch-sprunghafte Erzähltechnik Baudelaire und die Surrealisten nachhaltig beeinflusste.
Von Gérard de Nervals (1808-1855) romantischer Liebeserzählung >Sylvie< aus dem Jahr 1853 war Umberto Eco als 20-Jähriger, wie er sagte, »erschüttert«. 45 Jahre lang hat er diese kaum vierzig Seiten lange Erzählung immer wieder gelesen, um sich und anderen zu erklären, wie sie stets aufs Neue eine magische Wirkung auf ihn ausüben konnte. Zuvor war schon Marcel Proust auf den einzigartigen Charakter dieses Textes aufmerksam geworden. Er beschrieb ihn als ein »Bild von irrealer Farbe« mit einer Atmosphäre, die zwischen den Worten liege »wie der Nebel eines Morgens in Chantilly«, als »Traum eines Traumes«, in dem man immer wieder die Orientierung verliert. Die vorliegende Ausgabe gibt Leserinnen und Lesern alles an die Hand, damit sie diese fesselnde Lektüre selbst erleben können: den französischen Text und die deutsche Neuübersetzung, sorgfältige biographische, historische Erläuterungen und Hinweise zur Übersetzung sowie die spannende, grundlegende Analyse Umberto Ecos.